Isländische Kapriolen

MÜNCHEN - Der Präsident der Insel will deutschen Anlegern nichts zahlen. Islands Regierung sagt das Gegenteil. Und die Geschädigten wissen immer noch nicht: Wann kriegen sie endlich ihr Erpartes zurück?
Dirk Schwarz ist gerade aus Reykjavik zurück. Mit sechs Begleitern war der 30-jährige Esslinger letzte Woche in die isländische Hauptstadt gereist. Im Gepäck hatte er Vollmachten von rund 1000 deutschen Anlegern, die seit Monaten versuchen, von der isländischen Kaupthing-Bank Geld zurückzubekommen.
„Ich bin mit gemischten Gefühlen zurückgeflogen“, sagt Schwarz. Auf der Gläubigerversammlung hatten Vertreter der wegen der Finanzkrise insolventen Bank versichert: Kaupthing habe Geld, um die deutschen Anleger auszuzahlen – aber nicht genug. Doch eine Lösung sei in Sicht.
Gestern erschien das wieder zweifelhaft. In einem Interview lehnte Islands Staatspräsident eine Entschädigung deutscher Sparer ab. „Die Deutschen müssen begreifen, dass die Menschen in Island alles verloren haben“, sagte Olafur Ragnar Grimsson.
Auch deutsche Anleger haben freilich eine Menge zu verlieren. Alleine auf der von Dirk Schwarz gegründeten Homepage für Kaupthing-Geschädigte haben sich mehr als 3500 Anleger registriert. Einlagensumme: 18 Millionen Euro. Insgesamt gibt es in Deutschland rund 30000 Geschädigte mit Einlagen von mehr als 300 Millionen Euro.
Die Bundesregierung pocht auf die Auszahlung
Geht es nach der Bundesregierung, bekommen sie ihr Geld wieder. „Island ist weiter zur Entschädigung deutscher Anleger verpflichtet“, so ein Sprecher des Finanzministeriums zur AZ. Und: Die Bundesregierung sei weiter bereit, dem isländischen Einlagenfonds mit einem Kredit auszuhelfen. Islands Regierung ruderte schnell zurück – und widersprach dem eigenen Präsidenten: Man wolle alle deutschen Ansprüche befriedigen.
Der Einlagenfonds muss aber nur zahlen, wenn die Bank selbst nicht kann. 80 Prozent des Geldes habe Kaupthing beisammen, sagt Dirk Schwarz Um den Rest streiten sich die Isländer mit der deutschen DZ Bank. Die blockiere eine Millionen-Auszahlung an Kaupthing, so Schwarz. Nun will er bei der DZ vorsprechen. „Sonst kümmert sich ja keiner drum.“
A. Jalsovec