Internationale Börsen beruhigen sich nach China-Beben
Frankfurt/Peking - Das von China ausgehende Beben ebbte am Freitag ab. Der deutsche Leitindex Dax kletterte zwischenzeitlich wieder über die Marke von 10 000 Punkten. Viele Anleger sind allerdings nachhaltig verunsichert: Die als "sichere Häfen" geltenden Anlageformen wie deutsche Staatsanleihen oder Gold sind weiter begehrt.
Der Dax legte am Vormittag merklich zu, gab seine Gewinne bis zum frühen Nachmittag aber wieder ab. Zuletzt stand er nahezu unverändert bei 9970,98 Punkten. Für die erste Handelswoche des Jahres zeichnet sich damit ein Verlust von mehr als 7 Prozent ab - einer der schlechtesten Jahresstarts in der Geschichte des Börsenbarometers.
Experte Franz-Georg Wenner vom Börsenstatistik-Magazin Index-Radar warnte aber vor zu viel Optimismus: Hohe Verluste zögen kurzfristig agierende Schnäppchenjäger an. Das sorge für eine Beruhigung, müsse aber keinen nachhaltigen Richtungswechsel nach oben bedeuten.
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Sorgen über eine harte Landung der chinesischen Wirtschaft hatten an den Vortagen weltweit die Kurse purzeln lassen. In China selbst wurde der Handel an zwei Tagen in dieser Woche automatisch abgebrochen. Kritiker sahen aber gerade in dieser Notbremse einen Grund für die Verwerfungen. Der Mechanismus wurde nun abgeschafft - entsprechend herrschte Erleichterung. Außerdem legte die Zentralbank in Peking den Kurs für den Yuan (Renminbi) am Freitag höher fest.
Der CSI 300, der die Entwicklung der 300 größten Aktienwerte der Börsen in Schanghai und Shenzhen abbildet, ging mit einem Gewinn von 2 Prozent aus dem Handel. Auf Wochensicht lag er aber mit annähernd 10 Prozent im Minus - das ist die schlechteste erste Woche in der elfjährigen Geschichte des Index.
Der Börsenexperte Dirk Müller erklärte im "Mannheimer Morgen": "Wir haben in China über 20 Jahre lang einen Boom erlebt, ohne jede Korrektur nach unten. Bei so einem Wahnsinn war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, wann es endet." Der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, Marcel Fratzscher, sagte der "Bild"-Zeitung: "Vor allem deutsche Exportunternehmen sind gefährdet, denn Deutschland ist sehr abhängig von Exporten nach China."
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Die Talfahrt an der japanischen Börse ging zwar weiter, aber in deutlich gebremsten Tempo. Die Ölpreise erholten sich wieder etwas. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Februar kostete am Mittag 34,21 US-Dollar - 2,05 Dollar mehr als beim Tiefstand vom Vortag, als die Sorte so billig war wie im April 2004.
Experten der US-Investmentbank Merrill Lynch trauen dem europäischen Aktienmarkt nach dem Kursrutsch zum Jahresauftakt eine Erholung zu. Bis sich die Lage in China und an den Rohstoffmärkten stabilisiere, dürften die Börsen zwar weiter deutlich schwanken, schrieben die Aktienmarkt-Strategen um James Barty in einer Studie am Freitag. Die Konjunkturerholung sowie die attraktiven Dividenden-Renditen in Europa sollten den europäischen Markt letztlich aber stützen.
Viele Anleger scheinen dem Braten aber nicht zu trauen. So sind deutsche Staatsanleihen am Freitag im Kurs gestiegen. Der Preis für eine Feinunze Gold (etwa 31,1 Gramm) fiel zwar leicht, hielt sich allerdings über der Marke von 1100 US-Dollar. Seit dem Jahreswechsel hat der Preis damit um rund 40 Dollar abgezogen.
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