Innenstadt-Ödnis
Wer in einem kleinen Laden einkauft, tut etwas für München: Katharina Rieger, Vize-Chefin Lokales, über die vielen Ketten in der Innenstadt
Keiner hat was gegen Ketten – es ist ja schön, wenn ein weltweit agierendes Textilunternehmen schicke Klamotten zu fairen Preisen anbietet. Aber wenn es in der Münchner Innenstadt praktisch nur noch solche Läden gibt, macht sich fürchterliche Langeweile breit. Beim einen Shop sind die Klamotten in den drei Trendfarben billig, beim nächsten eine Stufe teurer und auf der Maximilianstraße deckt sich die Upper-Class mit den teuren Originalen ein.
Ob Helsinki, Barcelona oder Krakau: Die Innenstädte gleichen sich auf fatale Weise an. Überall die gleichen Konzerne, die sich die Mieten noch leisten können. In Top-Lagen ist der Umsatz egal, es geht nur um die Präsenz der Marke und das Image. Das treibt wiederum die Mieten nach oben. Die lokale Vielfalt bleibt dabei auf der Strecke.
Die Stadt versucht, die münchnerischen Geschäfte zu stützen – siehe Rathaus-Arkaden oder Ruffiniblock. Die kleinen Läden dort sind Inseln im Meer des ewig Gleichen. Gut so, aber noch nicht genug. Auch die Konsumenten sind gefragt. München bietet in der Innenstadt und in allen Stadtteilen kleine Geschäfte mit Betreibern, die ihre Kundschaft kennen und sechs Tage die Woche mit Hingabe ihren Dienst am Kunden versehen. Der Optiker in Harlaching. Die Schneiderin am Gärtnerplatz. Der Schuhmacher in Obergiesing. Viele Münchner können es sich gut leisten, dort Kunde zu sein.
Sie sollten es ganz bewusst tun. Denn die spezielle Eigenart einer Stadt gestalten die Menschen, die in ihr wohnen. Um es auf Neusprech zu sagen:
Think global, buy local.
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