Hybrid und sexy?

Im Jahr eins nach der Abwrackprämie präsentieren die Hersteller zwar Hybrid-Fahrzeuge und Öko-Technik. Doch den Weg aus der Krise hat die Automobilindustrie damit noch nicht gefunden
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Renn-Hybrid: Im Porsche 911 GT3 R rotiert als Zusatz-Kraftspender eine Schwungscheibe
dpa Renn-Hybrid: Im Porsche 911 GT3 R rotiert als Zusatz-Kraftspender eine Schwungscheibe

Im Jahr eins nach der Abwrackprämie präsentieren die Hersteller zwar Hybrid-Fahrzeuge und Öko-Technik. Doch den Weg aus der Krise hat die Automobilindustrie damit noch nicht gefunden

Von Rudolf Huber

Die Sprüche ähneln sich – von Jahr zu Jahr. Vom Frühlingserwachen, von der ersten Leistungsschau der Branche, vom Gradmesser für die Konsumlaune der Verbraucher ist die Rede im Vorfeld des Genfer Automobilsalons, der nächste Woche beginnt. Auch 2010, im Jahr eins nach der Abwrackprämie, wird wieder kräftig mit Weltpremieren und neuen Konzepten geklotzt. Das kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Auto-Industrie noch immer nicht so recht weiß, wie sie eigentlich mit der Krise umgehen soll. Und welche Mobilitäts-Konzepte wirklich in die Zukunft führen.

Anders als auf der immer glückloser agierenden Autoschau in Leipzig, der Ami, werden im Genfer Palexpo-Gelände bis zum 14. März zumindest alle großen Hersteller vertreten sein. Und es wird immerhin rund 100 Welt- oder Europa-Premieren geben, so Salon-Generaldirektor Rolf Studer. 205 Aussteller aus 30 Ländern, die rund 700 Marken vertreten, sind angemeldet, 78 000 Quadratmeter Ausstellungsfläche gebucht. Erwartet werden zwischen 650000 und 700000 Besucher.

Das klingt durchaus positiv. Vor allem, wenn Studer stolz auf das Öko-Feigenblatt des Salons verweist: Umweltbewusste Besucher können sich in einem „grünen Pavillon“ fern der großen PS-Schau über Prototypen, Ideen und Konzepte zu Fahrzeugen von übermorgen informieren. Allein 16 Premieren soll es in der Kategorie der Elektroautos und Alternativantriebe geben. Doch die Erfahrung der letzten Jahre hat gezeigt: Dorthin verlaufen sich die wenigsten Gäste. Weil sie wissen: Was dort zu sehen ist, wird mit größter Wahrscheinlichkeit nie das Stadium der Serienreife erreichen.

Beispiel Opel. Die braven Hessen legen für Genf eine ganz besonders fesche Studie auf, die die Zukunftsfähigkeit der krisengeschüttelten GM-Tochter zeigen soll – das Flextreme GT/E Concept. „Es gewährt einen Blick in die Zukunft von Opel“, sagt Frank Weber von der strategischen Unternehmens- und Produktplanung in Rüsselsheim. „Mutig, ausdrucksstark und hoch effizient steht dieses Fahrzeug für unsere Produktstrategie, die für alle künftigen Modelle gilt.“

Einen Durchschnittsverbrauch von nur 1,6 Liter pro 100 Kilometern verspricht Opel für den Flextreme. Er wird von einem E-Motor angetrieben, der kleine Verbrennungsmotor ist nur für die Stromproduktion zuständig. Schöne, saubere Auto-Zukunft. Aber wann ist sie endlich zu kaufen? Diese Frage bleibt offen.

Bei Audi debütiert endlich der kleine A1 – lange nach Mercedes A-Klasse und 1er BMW. Angesichts eines extrem schwierigen Markt-Umfeldes in Deutschland, wie es etwa Auto-Professor Ferdinand Dudenhöffer prognostiziert, ist das Downsizing sicher auch für Audi ein guter Ansatz. Auf der anderen Seite haben die Ingolstädter aber auch den neuen RS 5 mit 4,2-Liter-V8 und 450 PS dabei. Spaß muss schließlich sein. Trotz Krise.

Auch BMW bejubelt im Vorfeld der Messe „die Erweiterung des Angebots besonders leistungsfähiger und verbrauchsgünstiger Motoren sowie faszinierende Konzepte für zukunftsweisende Antriebssysteme“. Darunter verstehen die Münchner zum Beispiel die Hybrid-Versionen von 5er, X6 und 7er. Wobei letztere im Allltagsbetrieb immer noch mindestens zehn Liter auf 100 Kilometer schlucken. Zukunftsweisend sieht anders aus.

Auf die Hybrid-Welle springen auch VW (Touareg), Porsche (Cayenne, GT3RS R) und Mercedes (E-Klasse) auf. Die Trendsetter aus Japan legen mit Toyota Auris, Lexus CT200h und Honda CR-Z nach.

Klingt ja durchaus vielversprechend. Aber es bleibt die Frage: Wer soll denn in absehbarer Zeit all diese Hybriden kaufen? Derzeit spielen etwa Honda Insight und Toyota Prius bei den Verkaufszahlen noch reine Statistenrollen. Vom aktuellen Prius werden in Deutschland pro Jahr rund 4000 Stück zugelassen. Zum Vergleich: Beim VW Golf sind es rund 14000 – im Monat.

Dieses Verhältnis wird sich auch nicht kurzfristig ändern. „Das dauert noch“, sagte Auto-Professor Dudenhöffer im Vorfeld der Messe. Seine Prognose für eine CO2-ärmere Autozukunft: Frühestens 2015 kommt das Thema Hybrid auch in Europa in Schwung. Bis dahin muss es den Herstellern gelungen sein, das Verzichts- und Vernunfts-Label von ihrer Sparmobile loszuwerden.

Hybrid muss cool und sexy sein. Das kann man dem bisherigen Angebot noch nicht wirklich nachsagen.

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