Hochtief und die Scheichs: Die weißen Ritter nahen
ESSEN/DOHA - Der Baukonzern Hochtief bekommt Hilfe beim Abwehrkampf gegen den feindlichen Übernahmeversuch durch ACS. Qatars Staatsfonds sichert sich gut neun Prozent der Hochtief-Aktien
Rettung in der Not? Iwo. Beim Baukonzern Hochtief, den der spanische Konkurrent ACS übernehmen will, steigen arabische Geldgeber ein – doch das Unternehmen bestreitet, eine Allianz gegen die Spanier zu schmieden. Das ist keine Abwehrmaßnahme", heißt es bei Hochtief. Währenddessen jubelt die Börse über die Hilfe der Scheichs.
Die Hochtief-Aktie legt am Montag bis 15.30 Uhr um 4,8 Prozent zu. Marco Cabras von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) sprach von einem „Signal der Hoffnung“ für Hochtief – eine Einschätzung, die offensichtlich von vielen Investoren geteilt wird.
In der Finanzwelt gelten Investoren, die einem von der Übernahme bedrohten Unternehmen beispringen, als „weiße Ritter“. Diese Funktion hat Qatar im Moment für Hochtief, denn das spanische Bauunternehmen ACS, das bereits an Hochtief beteiligt ist, hat angekündigt, den Konzern vollständig übernehmen zu wollen. Sowohl das Hochtief-Management als auch die Vertreter der Belegschaft sind dagegen. Die Gewerkschaft hat Angst, dass die Spanier in großem Stil Arbeitsplätze bei Hochtief streichen könnten.
Hochtief will jetzt neue Aktien ausgeben und seine bisherigen Aktionäre vom Erwerb der Anteilsscheine ausschließen. Die Qatar Holding (siehe AZ-Info) soll für rund 400 Millionen Euro die neuen Aktien kaufen und dann knapp 9,1 Prozent an Hochtief halten.
Durch die Kapitalerhöhung verringert sich automatisch der Anteil an Hochtief, den die Spanier bisher halten. Im Moment gehören ACS knapp 30 Prozent von Hochtief – künftig werden es rund 27 Prozent sein. Um den Spaniern die Lust an Hochtief endgültig vergällen zu können, bräuchte Qatar zwar über 25 Prozent. Doch auch die Neun-Prozent-Beteiligung ist für ACS eine bittere Pille.
Offiziell darf Hochtief die Scheichs nicht als Verbündete gegen ACS begrüßen - dies verbietet das Aktiengesetz. Das Management muss bei einem Übernahmeversuch neutral bleiben. Deswegen begründet Hochtief den Einstieg von Qatar mit gemeinsamen neuen Projekten. „Das sind gigantische Programme", sagte ein Sprecher.
Schon jetzt hat der deutsche Baukonzern nach eigenen Angaben fünf Tochterfirmen in dem Emirat. Er beschäftigt vor Ort über 5000 Mitarbeiter. Zu den Prestigeprojekten von Hochtief in Doha gehört etwa der Bau des acht Kilometer langen und 1,3 Milliarden Euro teuren Einkaufs- und Geschäftszentrums Barwa Commercial Avenue.
Auch für die Zukunft gibt es große Pläne. So ist Hochtief an einem halbstaatlichen Unternehmen beteiligt, dessen Hauptprojekt die Entwicklung einer komplett neuen Stadt für 200000 Einwohner in Katar bis 2020 ist. Die neue Metropole Lusail soll auch Gastgeberin der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 sein.
Hochtief bezeichnet sich selbst als „weltgrößten Stadienbauer". Die Wettkampfstätten stellen ihre Konstrukteure vor große Herausforderungen. So soll die Temperatur in ihnen auf 27 Prozent heruntergekühlt werden. sun
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