H&M soll wegen Datenschutzverstößen 35 Millionen Euro zahlen

Gesundheitsdaten, familiäre Streitigkeiten, Urlaubserlebnisse - was über die Mitarbeiter eines Callcenters des Moderiesen H&M gespeichert wurde, ist nach Ansicht des obersten Hamburger Datenschützers ohne Beispiel. Das nun verhängte Bußgeld ist happig. H&M entschuldigt sich.
| dpa
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Das Logo des schwedischen Textilhandelsunternehmens H&M ist an einer Filiale zu sehen.
Das Logo des schwedischen Textilhandelsunternehmens H&M ist an einer Filiale zu sehen. © John Marshall Mantel/ZUMA Wire/dpa/Archiv
Hamburg

Wegen des Ausspähens von Mitarbeitern soll der schwedische Mode-Riese Hennes & Mauritz (H&M) ein Bußgeld in Höhe von 35,3 Millionen Euro zahlen.

Mit der Überwachung von Hunderten Mitarbeitern des Servicecenters in Nürnberg habe der Konzern gegen den Datenschutz verstoßen, begründete der Hamburgische Beauftragte für Datenschutz, Johannes Caspar, am Donnerstag den Erlass.

Der vorliegende Fall dokumentiere eine schwere Missachtung des Beschäftigtendatenschutzes. "Das verhängte Bußgeld ist dementsprechend in seiner Höhe angemessen und geeignet, Unternehmen von Verletzungen der Privatsphäre ihrer Beschäftigten abzuschrecken", betonte er.

Der Fall liegt in der Zuständigkeit des Hamburgischen Beauftragten für Datenschutz, weil das Unternehmen seine Deutschlandzentrale in der Hansestadt hat.

Bekanntgeworden war der Fall im vergangenen Jahr. Laut Behörde wurden mindestens seit 2014 bei einem Teil der Beschäftigten Angaben zu ihren privaten Lebensumständen umfangreich erfasst und gespeichert. Nach Urlaubs- und Krankheitsabwesenheiten hätten Vorgesetzte einen "Welcome Back Talk" geführt und anschließend in etlichen Fällen nicht nur konkrete Urlaubserlebnisse, sondern auch Krankheitssymptome und Diagnosen dokumentiert.

Einige Vorgesetzte hätten sich auch "über Einzel- und Flurgespräche ein breites Wissen über das Privatleben ihrer Mitarbeitenden angeeignet, das von eher harmlosen Details bis zu familiären Problemen sowie religiösen Bekenntnissen reichte", hieß es.

Ausdrücklich positiv bewertete Caspar das Bemühen der Konzernleitung, "die Betroffenen vor Ort zu entschädigen und das Vertrauen in das Unternehmen als Arbeitgeber wiederherzustellen". Darin sei durchaus der Wille zu erkennen, "den Betroffenen den Respekt und die Wertschätzung zukommen zu lassen, die sie als abhängig Beschäftigte in ihrem täglichen Einsatz für ihr Unternehmen verdienen".

H&M entschuldigt sich bei ausgespähten Mitarbeitern

Der schwedische Moderiese Hennes & Mauritz (H&M) will die gegen ihn vom Hamburger Datenschutzbeauftragen verhängten Bußgeldbescheid in Höhe von mehr als 35 Millionen Euro prüfen. Das teilte der Konzern am Donnerstag nach Veröffentlichung des Hamburger Bescheides wegen des Ausspähens von Beschäftigten mit. 

Das Verfahren beziehe sich auf den Umgang mit Beschäftigtendaten in einem Nürnberger Servicecenter, "die nicht mit den H&M-Richtlinien und Anweisungen in Einklang stehen", hieß es. H&M übernehme die volle Verantwortung und entschuldige sich vorbehaltlos bei den betroffenen Mitarbeitern.

Gleich nach Bekanntwerden des Falls habe man Verbesserungen in dem Servicecenter vorgenommen, unter anderem seien die interne Kontrolle des Datenschutzes gestärkt und Führungskräfte sowie Mitarbeiter geschult worden, hieß es. Zudem kündigte der Konzern an, alle betroffenen Mitarbeiter zu entschädigen.

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