Hirn an!
Die Infrastruktur in München ist ungenügend. Vize-Chefredakteur Georg Thanscheidt über das gefährliche Leben als Radler.
Nicht alle Radler sind Rambos. Aber man wird auch nicht dadurch zum besseren Menschen, dass man sich aus eigener Kraft auf einem Sattel durch die Stadt bewegt. In keiner anderen deutschen Großstadt passieren so viel Radl-Unfälle wie in München. Das liegt auch, aber nicht nur, an den Radlern selbst.
Wer mit offenen Augen durch die Stadt geht – aber auch wer sein eigenes Radl-Verhalten einmal selbstkritisch hinterfragt – stellt fest: Viele Radler agieren im Straßenverkehr so, als würden Regeln nur für die anderen, aber nicht für sie selbst gelten. Selbstherrlich überfahren sie rote Ampeln oder fahren in Gegenrichtung. Die meisten dieser Radler sind sonst auch als Autofahrer oder Fußgänger unterwegs – und als solche würden sie niemals eine rote Ampel überfahren oder den Autos in einer Einbahnstraße entgegenlaufen.
Offenbar setzt bei einigen Radlern also das Hirn aus, wenn sie sich in den Sattel setzen. Und das schreibt hier ein passionierter Fahrradfahrer. Natürlich steigt die Zahl der Verstöße auch deshalb, weil die Infrastruktur in München ungenügend ist: Radl-Wege enden im Nichts oder werden in Minimalbreite auf den Gehweg gequetscht – damit daneben noch ein Parkstreifen passt. Als wenn die Autofahrer zusammen mit ihrem Wagen auch noch acht Quadratmeter städtischen Grund gekauft hätten.
Aber diese Unzulänglichkeiten und Ärgernisse dürfen keine Entschuldigung dafür sein, als Radler gegen Regeln zu verstoßen. Zumal wir Radler ja nicht nur unsere eigenen Fehler, sondern auch die der Autofahrer mit unserer Gesundheit bezahlen.
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