Hiobsbotschaft vom Branchenprimus

Kreditkrise: Die Deutsche Bank und die Schweizer UBS mussten neue Milliardenlöcher in den Bilanzen eingestehen. Die Deutsche Bank muss allein im ersten Quartal 2,5 Milliarden abschreiben. Resultat: Die Geldhäuser stecken in einer Vertrauenskrise.
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Aktionär auf dem Weg zur Hauptversammlung der Deutschen Bank: Wegen riskanter US-Geschäfte muss das Geldhaus alleine im ersten Quartal 2,5 Milliarden Euro abschreiben.
dpa Aktionär auf dem Weg zur Hauptversammlung der Deutschen Bank: Wegen riskanter US-Geschäfte muss das Geldhaus alleine im ersten Quartal 2,5 Milliarden Euro abschreiben.

Kreditkrise: Die Deutsche Bank und die Schweizer UBS mussten neue Milliardenlöcher in den Bilanzen eingestehen. Die Deutsche Bank muss allein im ersten Quartal 2,5 Milliarden abschreiben. Resultat: Die Geldhäuser stecken in einer Vertrauenskrise.

FRANKFURT/M.Sie lässt die internationalen Banken immer wieder zittern: Die weltweite Finanzkrise hat gestern schon wieder für Hiobsbotschaften gesorgt. Diesmal waren zwei der größten europäischen Geldhäuser betroffen: Die Deutsche Bank und die Schweizer UBS mussten neue Milliardenlöcher in den Bilanzen eingestehen.

Die Lage bei der Deutschen Bank.Schon vor einer knappen Woche hatte sich das Unheil beim größten deutschen Kreditinstitut angekündigt. Bankchef Josef Ackermann warnte vor neuen Belastungen durch die Kreditkrise. Gestern nun die erschreckende Zahl: Die Bank muss im ersten Quartal rund 2,5 Milliarden Euro abschreiben. Hintergrund: Auch die Deutsche Bank hat in riskante Kreditpapiere am US-Immobilienmarkt investiert. Wegen der Krise dort sind sie jetzt weniger wert. Befürchtung von Experten: Die Bank muss fürs erste Quartal einen Verlust ausweisen. Dennoch stieg der Aktienkurs. Dahinter stecke die Hoffnung, alles Negative sei nun endlich vom Tisch, hieß es.

Zynische Börse

Der Abgang des UBS-Chefs.Die Schweizer Großbank hat wegen der Kreditkrise schon einen Riesenverlust eingefahren. In den ersten drei Monaten dieses Jahres sind es 7,6 Milliarden Euro. Konsequenz aus den riskanten Geschäften: UBS-Chef Marcel Ospel tritt zurück. Die fast zynische Reaktion der Börse auf seinen Abgang: Der UBS-Kurs stieg um fast zehn Prozent.

Das Problem der Bilanzierung. Was Fachleute in beiden Fällen beunruhigt: Deutsche Bank und UBS hatten bereits zuvor Milliardenabschreibungen gemeldet – und kundgetan, dass die Probleme nun beseitigt seien. „Mittlerweile kann man aber fast davon ausgehen: Wer am lautesten ruft, er habe keine Ausfälle, den trifft es am härtesten“, so Achim Tiffe vom Hamburger Institut für Finanzwirtschaft.

Zuviel Spielraum?

Die Tatsache, dass immer neue Probleme auftauchen, habe mit den Bilanzierungsmöglichkeiten der Banken zu tun. „Die Geldinstitute haben viel Spielraum bei der Bewertung ihrer riskanten Anlagepapiere“, erläutert Tiffe. Meist setzen sie deren Wert hoch an – und müssen dann nachbessern, wenn die Krise sich verschärft. Tiffe plädiert deshalb für strengere Bilanzierungsvorschriften: „Die Papiere sollten stets mit dem aktuellen Marktwert bewertet werden.“

Die Folgen für die Wirtschaft. Das Gefährlichste an den ständig neuen Hiobsbotschaften: Sie bringen die Geldhäuser in eine Vertrauenskrise. „Man glaubt den Banken nicht mehr“, so Fachmann Tiffe. Das gilt auch für die Institute untereinander. Sie leihen sich nur noch ungern gegenseitig Geld. Das macht Kredite teurer – auch für Privatleute und Firmen. In den USA ist das schon zu spüren. Deutschland ist bislang glimpflich davongekommen. Ob das so bleibt? Experte Tiffe: „Dafür legt im Moment sicher niemand die Hand ins Feuer.“

aja

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