Hauch einer Chance
AZ-Redakteurin Anja Timmermann über den Klimagipfel von Kopenhagen
Alles hängt an Obama. Ausnahmsweise nicht an seiner Rolle als Messias, sondern ganz handfest als Vertreter des weltweit zweitgrößten Treibhausgas-Produzenten: Ohne die Schmutzschleuder USA bringen alle Klimaabkommen nicht viel. Lange hatte er vor, am Anfang eine hübsche Rede zu halten – das wäre für Kopenhagen bereits das Aus gewesen. Nun kommt er zur entscheidenden Schlussrunde; und nur so gibt es überhaupt den Hauch einer Chance.
Doch zwiespältig ist Obamas Rolle immer noch. Einerseits ist er eine enorme Verbesserung im Vergleich zu Vorgänger Bush, dessen Amtszeit für den Klimaschutz verlorene Jahre waren. Er hatte von Anfang an Sinn dafür. Andererseits sind seine Spielräume extrem eng: Neben Wirtschaftskrise, Afghanistan und dem innenpolitischen Krieg um die Gesundheitsreform will Obama nicht noch eine weitere Front im Kampf mit dem sehr unwilligen Parlament aufmachen. Auch Bill Clinton hat Kyoto unterzeichnet, aber das Parlament hat den Vertrag dann nicht gebilligt.
Richtig viel Unterzeichenbares wird nun ohnehin nicht herauskommen; dazu waren die Vorarbeiten an dem etwas verblassten Thema zu zaghaft. Der best case wäre, wenn es wenigstens Grundsatzeinigungen gäbe: Wer erlegt sich welche konkreten Reduktionsziele auf? Wer trägt von den Großen wie viel? Wer hilft den Entwicklungsländern? Ob das kommt, ist völlig offen – es hängt von der Eigendynamik der Schlussphase ab: Bockt einer und zieht andere mit in den Schmollwinkel? Oder stachelt man sich an? Auch da geht es wieder um Obama.
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