Groupon verliert an Schwung - Aktie bricht ein
Kräftiger Dämpfer für das Schnäppchenportal Groupon: Im zweiten Quartal hat sich der Zulauf an Kunden deutlich geschwächt.
Chicago - Das in Rekordzeit zu einem Milliardenkonzern herangewachsene Schnäppchenportal Groupon hat wieder einen kräftigen Dämpfer einstecken müssen. Der Zulauf an Kunden hat sich im zweiten Quartal deutlich abgeschwächt, genauso das Umsatzwachstum.
Der Negativtrend wird sich nach Ansicht des Managements im laufenden dritten Quartal noch verschlimmern. Die Anteilseigner reagierten nach der Vorlage der Zwischenbilanz am Montag panisch: Die Aktie brach nachbörslich um knapp ein Fünftel auf 6,06 Dollar ein. Beim Börsengang im November hatten Anleger noch 20 Dollar berappen müssen.
Die Börsianer ließen sich auch nicht dadurch beschwichtigen, dass Groupon unterm Strich 28 Millionen Dollar verdiente nach einem Verlust von 107 Millionen Dollar vor einem Jahr. Diese schwarzen Zahlen gelangen dem Unternehmen letztlich durch den Tausch von Anteilen an Firmen in China und einem daraus resultierenden Gewinn.
Einzelhändler und andere Gewerbetreibende können bei Groupon Rabattcoupons anbieten. Der Deal kommt zustande, wenn eine bestimmte Anzahl von Interessenten zuschlägt. Das Unternehmen erhält dann eine Kommission. "Wir hatten ein solides Quartal trotz Herausforderungen in Europa und weiteren Investitionen in Technologie und Infrastruktur", erklärte Gründer und Firmenchef Andrew Mason.
Im zweiten Quartal wuchs Groupon im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 45 Prozent auf 568 Millionen Dollar (460 Mio Euro). Für andere Unternehmen wäre das ein gewaltiger Erfolg. Doch für Groupon ist es eine mittlere Katastrophe: Im ersten Quartal hatte die Firma noch doppelt so stark zulegen können. Für das dritte Quartal ist sogar eine Abschwächung des Wachstums auf 35 bis 44 Prozent prognostiziert.
Schon seit einiger Zeit hegen die Anleger Zweifel daran, dass das auf ein extremes Wachstum ausgerichtete Geschäftsmodell des Unternehmens überhaupt dauerhaft funktionieren kann. Die Frage ist, ob die hohen Kosten für das Aufspüren und die Vermarktung der Schnäppchen sich rechnen. Einige Konkurrenten haben bereits die Segel gestrichen. Größter Rivale ist derzeit LivingSocial, hinter dem unter anderem der größte Online-Händler Amazon als Investor steckt.
Groupon versucht derzeit fieberhaft, das Geschäft über die Rabattcoupons hinaus auszuweiten. So gibt es in den USA unter anderem das Angebot Groupon Goods mit Produktschnäppchen sowie eine Plattform, die traditionelle Treuekarten ersetzen soll. Diese Geschäftsbereiche sind aber weniger lukrativ als die Rabattcoupons, bei denen Groupon in der Regel die Hälfte des Preises einstreicht.
Erschwerend kommt hinzu, dass Groupon am Kapitalmarkt bereits viel Porzellan zerschlagen hat. Das Unternehmen machte mehrfach Schlagzeilen wegen schlampiger oder etwas zu kreativer Buchführung und musste seine Zahlen korrigieren.