Griechenland-Rettung geht auf Zielgerade

Der Countdown für die Rettung vor dem Staatsbankrott läuft. Die Euro-Finanzminister wollen am Freitag endgültig über das 130 Milliarden Euro schwere Hilfspaket entscheiden
von  dpa

In Griechenland läuft der Countdown für die Rettung vor dem Staatsbankrott. Die Euro-Finanzminister wollen am Freitag endgültig über das 130 Milliarden Euro schwere Hilfspaket entscheiden.

Athen - Voraussetzung für ihr grünes Licht ist allerdings ein Athener Erfolg beim ebenfalls milliardenschweren Forderungsverzicht der privaten Gläubiger. In der Regierung des schwer angeschlagenen Landes wuchs am Donnerstag der Optimismus, dass ausreichend viele Investoren dem Schnitt zustimmen: "Wir gehen von eindeutig mehr als 75 Prozent aus", sagte ein Mitarbeiter des Finanzministeriums der Nachrichtenagentur dpa.

Griechische Medien berichteten, um die Mittagszeit habe die Beteiligung bei 70 Prozent gelegen. Immer mehr Banken meldeten sich, berichtete das Online-Nachrichtenportal "in.gr". Die Erklärungsfrist über die Annahme des griechischen Angebots zum Anleihetausch sollte am späten Donnerstagabend ablaufen.

Mit einer Zustimmung von mehr als 75 Prozent würde allerdings das ursprüngliche Ziel verfehlt, mehr als 90 Prozent zu einem "freiwilligen" Forderungsverzicht zu bewegen. Jenseits der 75-Prozent-Marke könnte allerdings Athen eine andere Karte ziehen. Per Gesetz wurde bereits die Möglichkeit geschaffen, mit nachträglichen Umschuldungsklauseln ("Collective Action Clauses", CAC) einen Schuldenschnitt auch gegen den Willen von Anlegern zu erzwingen. In Athen wird damit gerechnet, dass die Regierung diese Option nach Rücksprache mit seinen internationalen Geldgebern nutzt.

Das Finanzministerium in Athen plant, erste Ergebnisse am Freitagmorgen offiziell zu veröffentlichen. Wie es dann konkret weitergeht, dürfte erst nach den Beratungen von Finanzminister Evangelos Venizelos mit seinen Amtskollegen aus den anderen 16 Euroländern bekanntwerden.

Die Euro-Finanzminister wollen sich in einer Telefonkonferenz mit den Ergebnissen des griechischen Anleihetausch-Angebots beschäftigen. Auf der Tagesordnung steht auch die endgültige Freigabe des Anfang März grundsätzlich beschlossenen 130-Milliarden-Hilfspakets für Griechenland. Voraussetzung dafür ist aber, dass der Schuldenschnitt zustande kommt.

Das Land hängt bereits seit 2010 am internationalen Finanztropf und hatte damals Hilfszusagen von 110 Milliarden Euro bekommen. Bald danach zeigte sich aber, dass diese Kredite nicht ausreichen, um Griechenland dauerhaft vor der Pleite zu bewahren.

Ausgangspunkt für den im Detail äußerst komplizierten Schuldenschnitt ist ein Anleihevolumen von 206 Milliarden Euro. Die Grundsatzvereinbarung mit den Banken sieht einen Forderungsverzicht von 53,5 Prozent vor. Der griechische Schuldenberg würde also im Optimalfall um mehr als 100 Milliarden Euro gestutzt. Anleger sollen, so das Angebot, im Tausch für ihre alten Anleihen neue Bonds mit längerer Laufzeit und niedrigerer Verzinsung bekommen.

Unter den Haltern griechischer Anleihen sind allerdings auch Investoren wie Hedge-Fonds, die sich noch nicht in die Karten schauen lassen wollen. Bestimmten Hedge-Fonds wird nachgesagt, dass sie auf ein Scheitern der freiwilligen Umschuldung setzen, um dann bei Zwangsmaßnahmen der Athener Regierung Entschädigungen aus Kreditausfallversicherungen zu kassieren.

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