Gewerkschaften fordern höhere Löhne: Ende der Bescheidenheit

Weil die Gewinne wieder sprudeln, fordern Gewerkschafter höhere Löhne. In der Stahlindustrie wollen sie zwei Prozent herausschlagen. Die Ökonomen unterstützen die Gewerkschafter.
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Am Ende des Monats bleibt Niedrigverdienern in etwa das gleiche wie bei Hartz.
dpa Am Ende des Monats bleibt Niedrigverdienern in etwa das gleiche wie bei Hartz.

MÜNCHEN - Weil die Gewinne wieder sprudeln, fordern Gewerkschafter höhere Löhne. In der Stahlindustrie wollen sie zwei Prozent herausschlagen. Die Ökonomen unterstützen die Gewerkschafter.

Unternehmenschefs sind so gut drauf wie schon lange nicht mehr – aber nicht nur sie: Angesichts unerwartet rasch steigender Gewinne steigt die Angriffslust der Gewerkschaften.

„Die Perspektiven für die Industrie sind gut“, sagte Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil am Freitag. Allein im Mai sei der Auftragseingang um bis zu 30 Prozent gestiegen. Nachrichten wie diese beflügeln die Gewerkschaften – etwa die IG Metall.

Zwar laufen die Tarifverträge in der Metall- und Elektroindustrie noch bis 2012. Doch bei den Verhandlungen für die Stahlindustrie im Herbst wollen die Gewerkschafter deutlich mehr als zwei Prozent herausschlagen. Und bei den Sanierungstarifverträgen in einzelnen Unternehmen, in denen die Beschäftigten auf Teile des Lohns verzichteten, will die Gewerkschaft jetzt prüfen, ob ein vorzeitiger Ausstieg möglich ist.

Aufbruchstimmung auch in der Gastronomie und Ernährungsindustrie. „Wir müssen Abschlüsse in Richtung drei Prozent hinbekommen“, sagte der Vorsitzende der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten, Franz-Josef Möllenberg, der „SZ“. Mehr Geld sei nötig, um die Binnenkonjunktur anzukurbeln, argumentiert Möllenberg. Außerdem bräuchten die Beschäftigten einen Ausgleich für die steigenden Beiträge für die gesetzliche Krankenversicherung.

Der Vizechef der IG Bau, Dietmar Schäfers, verlangte einen „Nachschlag“. Die Arbeitgeber müssten sich in besseren Zeiten daran erinnern, „dass wir uns in den schlechten verantwortungsvoll gezeigt haben“. Verärgert sind die Gewerkschafter vor allem darüber, dass der Anteil der Löhne am gesamtwirtschaftlichen Einkommen in den letzten Jahren deutlich gesunken. Das bedeutet: Der Wohlstand, der von den Beschäftigten in Deutschland erwirtschaftet wurde, kommt immer weniger den Arbeitnehmern und immer stärker den Besitzern von Vermögen und den Unternehmen selbst zugute.

Die Inflation und niedrige Tarifabschlüsse führten außerdem dazu, dass sich die Beschäftigten von ihren Löhnen immer weniger leisten konnten, während das Bruttoinlandsprodukt bis zum Ausbruch der Krise kontinuierlich zulegte.

Unterstützt werden die Gewerkschafter deswegen von Ökonomen. Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger fordert Lohnsteigerungen, um die Arbeitnehmer „angemessen am steigenden Wohlstand zu beteiligen“. Rudolf Hickel von der Uni Bremen rechnet damit, dass die deutschen Exporte heuer um 15 Prozent zulegen werden. „Die Löhne müssen in allen Branchen um mindestens drei Prozent steigen“, stellt Hickel fest. sun

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