Gericht sieht keine Entlastung für Ex-Wirecard-Chef Braun

Nach zweieinhalb Jahren Strafprozess ist der frühere Wirecard-Chef Markus Braun erstmals kurz davor, die Fassung zu verlieren. Doch das Gericht lässt durchblicken, dass es dem Manager nicht glaubt.
dpa |
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Ex-Vorstandschef Braun steht im Zentrum des Prozesses.
Ex-Vorstandschef Braun steht im Zentrum des Prozesses. © Lennart Preiss/dpa
München

Im Münchner Wirecard-Prozess mehren sich die Anzeichen für eine Verurteilung des früheren Vorstandschefs Markus Braun. Das Gericht ließ am 208. Prozesstag durchblicken, dass es der Darstellung Brauns keine große Bedeutung beimisst, selbst vom abgetauchten Ex-Vertriebsvorstand Jan Marsalek und dessen Komplizen getäuscht worden zu sein. "Für den Betrug spielt das "objektiv keine Rolle", sagte der Vorsitzende Richter Markus Födisch. Der österreichische Manager beteuerte mehrfach seine Unschuld: "Tatsache ist: Ich habe es nicht gewusst", sagte Braun, den Tränen nahe.

"Nie jemand gesagt, dass er fälschen oder veruntreuen soll"

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Braun im Verein mit Ex-Vertriebsvorstand Marsalek und weiteren Komplizen die Wirecard-Bilanzen über Jahre mit Hilfe nicht vorhandener Umsätze und Gewinne fälschte und so die kreditgebenden Banken betrog. 

Braun dagegen argumentiert, dass Marsalek und dessen Bande zwei Milliarden Euro veruntreut hätten und den Konzern nur benutzten, um unter der Hand Geschäfte auf eigene Rechnung zu betreiben. "Ich habe nie jemand gesagt, dass er etwas fälschen oder veruntreuen soll", sagte der um Fassung ringende Braun. Bislang war der Hauptangeklagte in dem seit Dezember 2022 laufenden Prozess nie so emotional aufgetreten.

Richter sieht keine Entlastung Brauns

"Wenn Sie sagen, es gibt eine Tätergruppe, die Veruntreuungen begangen hat, wieso entlastet das Herrn Dr. Braun", fragte dagegen der Vorsitzende Richter Födisch die Verteidigerinnen. 

Das bezieht sich darauf, dass Grundlage der Anklage die falschen Bilanzen sind: Der Dax-Konzern brach im Juni 2020 zusammen, weil 1,9 Milliarden Euro fehlten, die angeblich auf Treuhandkonten in den Philippinen lagen. Maßgeblich für das Urteil wird die Bewertung dieses Hauptvorwurfs durch das Gericht sein - nicht die Frage, ob Marsalek noch eigene krumme Geschäfte betrieb. Die in der Wirecard-Bilanz verbuchten 1,9 Milliarden sind bis heute vermisst, nach Feststellung des Insolvenzverwalters existierten die Milliarden nie. 

"Wenn wir es" - das Geld - "gefunden hätten, würden wir uns freuen", warf Staatsanwältin Inga Lemmers ein, die Braun in einem hitzigen Wortgefecht anging: "Immer, wenn es für Sie nicht so gut läuft, kommt eine andere Darstellung." Der österreichische Manager wehrte sich: "Ich bleibe analytisch, und Sie versuchen, hier Polemik zu machen."

Hinweis: Diese Meldung ist Teil eines automatisierten Angebots der nach strengen journalistischen Regeln arbeitenden Deutschen Presse-Agentur (dpa). Sie wird von der AZ-Onlineredaktion nicht bearbeitet oder geprüft. Fragen und Hinweise bitte an feedback@az-muenchen.de

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