Geld statt Gebäck

Ein guter Brauch, der keine Vorschriften braucht. Der stellvertretende AZ-Lokalchef Timo Lokoschat über die Trinkgeld-Regeln zu Weihnachten.
Wie angenehm, diesen Kommentar zu schreiben! Mir ist warm, ich werde nicht von Hunden, die nur spielen wollen, angegriffen und habe auch keine schreienden Kinder um mich herum. Im Gegensatz zum Beispiel zu den Postlern, Müllmännern und Erziehern in dieser Stadt, denen es in den vergangenen 354 Tagen des Jahres oft anders erging.
Nett war’s auch, wenn der Briefträger das Paket beim Nachbarn gelassen hat, weil er weiß, dass ich's vor 18 Uhr nicht zur Post schaffe. Ebenso dankbar bin ich dem Müllmann, dass er ein paar Mal meine nicht ganz sachgerecht zusammengebundenen Beutel neben der Tonne mitgenommen hat. Dafür möchte ich „Danke“ sagen – und zwar mit etwas Bargeld.
Ich rede nicht von schwarzen Koffern, sondern von zwei bis zehn Euro, und ich verlange auch nicht im Gegenzug, dass der Briefträger um 22 Uhr noch einmal kommt und die Müllabfuhr meine Schrankwand kostenlos entsorgt.
Warum Bargeld und keine „Sachwerte“? Weil ich nicht will, dass die städtischen Angestellten fettleibig und alkoholkrank werden. Im Ernst: Was sollen die mit hektoliterweise Sekt, mit Tonnen von Plätzchen und Galaxien von Zimtsternen?!
Ich werde mich auch dieses Jahr nicht durch das Dickicht von Regeln, Empfehlungen und Leitsätzen zur Trinkgeldvergabe kämpfen, sondern so verfahren, wie es guter, freiwilliger Brauch ist. Dazu gehört natürlich auch, dass Stinkstiefel nichts bekommen. Nicht mal einen weichen Spekulatius.