Finanzkrise in Griechenland: Deutscher Held in der griechischen Tragödie?
BERLIN/ATHEN - Die Bundesregierung könnte Griechenland mit Krediten aushelfen - und somit einen Staatsbankrott verhindern. Die Börsen jubeln schon. Doch eine endgültige Entscheidung ist noch nicht gefällt.
Die Börsen feierten schonmal – auch wenn noch gar nicht ausgemacht ist, ob die Hilfe für Griechenland kommt. Die EU wolle den Griechen mit Finanzspritzen aus der Klemme helfen: Diese Hoffnung bescherte Europas Aktienmärkten gestern Gewinne. Der Deutsche Aktienindex kletterte zeitweise um 1,5 Prozent hoch. In Athen stiegen die Kurse um 4 Prozent.
Die Erleichterung ist verständlich. Zuvor hatten die Anleger tagelang einen Staatsbankrott Griechenlands befürchtet. Das drückte die Kurse. Am Mittwoch jedoch hieß es: Einige EU-Länder könnten den hochverschuldeten Griechen unter die Arme greifen – allen voran Deutschland. Das würde die Staatspleite abwenden, die Angst vor einem Auseinanderbrechen des Europäischen Währungssystems fürs Erste wäre gebannt.
Doch noch ist längst nicht sicher, ob die Europäer den Griechen wirklich mit Krediten oder Bürgschaften beispringen. „Es gibt keine Entscheidung zu solchen Hilfen, und sie steht auch nicht an“, hieß es gestern aus der Bundesregierung. Morgen treffen sich die Regierungschefs der EU in Brüssel, um über die Krise zu beraten – und über mögliche Hilfen für das Land.
Vor allem aber muss Griechenlands Ministerpräsident Papandreou darlegen, wie er die Haushaltskrise fertig werden will – und mit dem Widerstand seiner Landsleute. Seine Regierung hat ein drastisches Sparprogramm aufgelegt. Unter anderem drohen Beamten und Staatsbediensteten 5,5 Prozent weniger Lohn. Sie traten deshalb gestern allesamt in einen 24-stündigen Streik. Sämtliche Flüge fielen aus. Schulen, Universitäten und Ministerien blieben geschlossen.
Der Rest der Bevölkerung nahm’s jedoch gelassen: „Die Beamten arbeiten sowieso kaum“, so eine Passantin im Fernsehen. „Ihre Abwesenheit hat niemand bemerkt.“ aja
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