Finanz-Hasardeure

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Sie sind nicht Schuld an der Krise, sie haben sie verschlimmert. AZ-Redakteurin Annette Zoch über Rating-Agenturen und die griechische Finanzkrise.
Griechenland bekommt sein Geld, das ist schonmal eine gute Nachricht. Auch wenn sie für uns deutsche Steuerzahler bitter schmeckt. Aber die Gefahr, dass der erste Staatsbankrott der Eurozone einen kaum vorhersagbaren Domino-Effekt nach sich gezogen hätte, wäre ungleich größer gewesen. Wir haben hoffentlich gerade mal so wieder die Kurve gekratzt – wie nach der Finanzkrise.
Nur sollten wir jetzt nicht denselben Fehler machen wie damals, und so weiterwursteln wie bisher. Sondern wir sollten uns ernsthaft überlegen, welche Lehren man aus dieser Krise ziehen kann. Und den Blick zum Beispiel auf die ominösen Rating-Agenturen richten, die die finanzielle Lage Griechenlands durch ihre Abwertung nochmal verschlimmert haben. Sicher: Die Rating-Agenturen sind nicht Schuld daran, dass Griechenland jahrelang über seine Verhältnisse gelebt und seine Zahlen schöngemogelt hat.
Trotzdem bleibt die Frage, warum sich zum Beispiel die Europäische Zentralbank immer noch auf das Urteil privatwirtschaftlicher Rating-Agenturen verlässt. Derselben Rating-Agenturen, die zum Beispiel der Lehman-Bank noch kurz vor ihrem Zusammenbruch im September 2008 eine Eins-A-Kreditwürdigkeit bescheinigt und toxische Papiere mit Spitzenratings gewürdigt hatten.
Was wir brauchen, ist eine europäische Rating-Agentur, eine in öffentlich-rechtlicher Hand. Wir dürfen das Schicksal ganzer Nationen in Zukunft nicht mehr solchen interessengeleiteten Finanz-Hasardeuren überlassen.
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