Fiat und Opel: Übernahme auf Italienisch

Fiat-Chef Marchionne fährt im Maserati in Berlin vor und will Opel in einen Weltkonzern einbinden – aber nur drei der vier deutschen Werke erhalten. Die Fabrik in Kaiserslautern stünde bei einer Fusion auf der Kippe.
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BERLIN/ROM - Fiat-Chef Marchionne fährt im Maserati in Berlin vor und will Opel in einen Weltkonzern einbinden – aber nur drei der vier deutschen Werke erhalten. Die Fabrik in Kaiserslautern stünde bei einer Fusion auf der Kippe.

Sergio Marchionne liebt es lässig: Im schnittigen Maserati fuhr der Fiat-Chef gestern in Berlin vor. Ganz leger im Pullover und ohne Krawatte traf sich der Italiener mit Vertretern der Bundesregierung, um ihnen seinen Plan zur Zukunft des Autobauers Opel vorzustellen.

Der hat es in sich: Einen Weltkonzern will der 56-jährige Fiat-Chef bauen. Ein Auto-Imperium aus Fiat, Opel und der US-Firma Chrysler, das den größten Autokonzernen der Welt Konkurrenz machen soll. Eine „im Himmel geschlossene Hochzeit“ nannte Marchionne sein Vorhaben. Ein Ausdruck, den schon mal ein Auto-Chef gebrauchte: Jürgen Schrempp, als er Daimler mit Chrysler fusionierte. Er scheiterte damit kläglich.

Der Plan von Marchionne. Der Italiener will die Pkw-Sparte aus dem Fiat-Konzern auslagern und mit Opel/Vauxhall sowie Chrysler verschmelzen. Die Marke Opel soll erhalten bleiben. Der Mammut-Konzern „Fiat/Opel“ würde zu den größten Autobauern der Welt wie Toyota und VW aufschließen (siehe Tabelle). Marchionne versprach: Die Opel-Endmontagewerke in Rüsselsheim, Bochum und Eisenach würden erhalten. Das Komponentenwerk in Kaiserslautern könnte aber von der Fusion „negativ betroffen sein“, sagte Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) nach dem Gespräch mit dem Fiat-Boss.

Die Reaktion der Bundesregierung. Guttenberg äußerte sich zurückhaltend: Das Fiat-Konzept sei „interessant“. Es bringe ihn aber nicht dazu, zu sagen, „so machen wir das“. SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier hat einen 14-Punkte-Katalog aufgestellt, den ein Investor erfüllen muss. Kernpunkt: der Erhalt der Standorte und möglichst vieler Arbeitsplätze. Guttenberg glaubt: Die Entscheidung über die Fusion werde jetzt zügig fallen.

Der Vorteil der Fiat-Lösung. Zusammen mit Opel und Chrysler hätte der Konzern eine Größe, die ihm Wettbewerbs- und Kostenvorteile bringt. Experten glauben, dass langfristig nur wenige große Autofirmen überleben. Allerdings: „Größe alleine reicht nicht“, sagte Stefan Bratzel vom Center of Automotive in Bergisch-Gladbach zur AZ. „Es gibt kein ,survival of the fattest’.“

Das Problem bei den Italienern. Die Auto-Palette von Fiat überschneidet sich stark mit Opel. „Beide schnappen sich die Kunden weg“, sagt Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer – auch weil sie in gleichen Regionen präsent sind. Ein Zusammengehen mit dem österreichischen Konzern Magna hätte dagegen den Vorteil, dass Opel den russischen Markt erschließen könne. Hinzu kommt: Fiat ist hochverschuldet. Experten fürchten: Marchionne könnte sich übernehmen. Er versicherte aber: Die Fiat-Autosparte gehe ohne Schulden in die Fusion.

Die Gefahr der Mega-Fusion. Weil Fiat und Opel sich stark überschneiden, ist klar: „Nach der Fusion werden radikal Kapazitäten abgebaut“, so Stefan Bratzel. Das gelte auch bei den Beschäftigten – selbst wenn die Standorte vorerst erhalten werden. Die Gewerkschaften sehen deshalb den Opel/Fiat-Konzern äußerst skeptisch. Armin Schild, Opel-Aufsichtsrat von der IG Metall, warnt: Es sei übereilt, „Opel an irgendjemand zu verscherbeln, wenn man nicht absehen kann, ob das Konzept den Interessen der deutschen Steuerzahler und den Beschäftigten bei Opel entspricht“.

aja

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