Fataler Griff zum Diamanten

In der Krise werden die Steine als sichere Anlage gepriesen, doch Experten warnen: Wer seinen Diamanten wieder zu Geld machen will, muss mit Verlusten rechnen.
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Dieser 18-Karäter wurde in Hongkong versteigert. Schon vor dem Weihnachtsboom brummt das Geschäft mit den Steinen
dpa Dieser 18-Karäter wurde in Hongkong versteigert. Schon vor dem Weihnachtsboom brummt das Geschäft mit den Steinen

IDAR-OBERSTEIN - In der Krise werden die Steine als sichere Anlage gepriesen, doch Experten warnen: Wer seinen Diamanten wieder zu Geld machen will, muss mit Verlusten rechnen.

Schwungvolle Geschäfte mitten in der Krise: Seit den täglichen Horrormeldungen über die Finanzkrise haben die Edelsteinhändler in Idar-Oberstein alle Hände voll zu tun. „Die Nachfrage nach Diamanten ist deutlich gestiegen“, sagt Dieter Hahn von der Diamant- und Edelsteinbörse. Hochkarätige Diamanten gingen für bis zu 200 000 Euro über den Ladentisch. Die Menschen seien auf der Suche nach einer sicheren Anlage.

Auch Kunden mit weniger Geld kauften verstärkt Diamanten, berichtet Hahn. Ein klassischer Einkaräter sei für rund 12 000 Euro zu haben. „Jeder nach seinem Portemonnaie.“ Die Steine, sagt Hahn, seien optimal als langfristige Geldanlage. Ihr Vorteil: Sie hätten einen festen Wert, seien leicht zu transportieren und leicht zu veräußern.

Der Präsident der Diamant- und Edelsteinbörse, Jochen Müller, beobachtet ebenfalls eine gestiegene Nachfrage: „Trotz der Krise gab es im Herbst ein gutes Geschäft.“ Sonst sei teurer Schmuck vor allem zu Weihnachten gefragt. Doch die Kundschaft der Edelstein-Branche habe sich verändert.

Der Vorteil von Diamanten und Edelsteine liege in ihrer großen Wertbeständigkeit, schwärmt Müller. Außerdem habe der Kunde etwas in der Hand, „es ist nichts, was man irgendwo investiert und nicht weiß wo.“ Schmuck könne auch noch leicht verschenkt oder vererbt werden. „Er rostet und zerfällt nicht.“

Experten sind allerdings weniger euphorisch. Sie davor, Diamanten als Ersatz fürs Tagesgeld oder Wertpapiere zu wählen. Der Grund: Ähnlich wie bei Gemälden oder anderen Sammlerstücken ist der Wiederverkaufspreis kaum zu kalkulieren. Ein Preis, der dem einen Händler plausibel erscheint, ist einem anderen zu hoch. Bei der Bewertung der Farbe und Reinheit eines Steins spielt die subjektive Einschätzung eine große Rolle. Den ursprünglichen Kaufpreis zurück zu erhalten, kann unter diesen Umständen für den Anleger schon ein ehrgeiziges Ziel sein. Immerhin machen die Mehrwertsteuer und die Handelsspanne bis zu 50 Prozent des Preises aus.

Dazu kommt die undurchsichtige Preisbildung: Der südafrikanische Diamanten-Konzern De Beers kontrolliert den Preis, hält Ware zurück, wenn die Nachfrage knapp ist, oder liefert mehr Steine, wenn der Markt aufnahmebereit erscheint. Dazu kommen dubiose Vertriebswege: Manche Händler rufen ihre Kundschaft zu Hause an, fabulieren von plötzlichen Sonderposten, die irgendwo auf den Weltmärkten aufgetaucht seien.

Diamanten-Käufer schwören trotzdem auf die Edelsteine. Ihre Hoffnung auf hohe Wertsteigerung wird von Erzählungen über erfolgreicher Anleger genährt – wie beispielsweise nach der deutsch-deutschen Vereinigung. Unmittelbar danach hätten viele Menschen aus der ehemaligen DDR ihre Diamanten verkauft, berichtet Hahn. „Mit dem Geld haben sie sich eine neue Existenz aufgebaut.“

  • Themen:
Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
Teilen
lädt ... nicht eingeloggt
 
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.