Falsches Signal
Susanne Stephan, die Wirtschaftsredakteurin der AZ, über die geplante Bahn-Dividende.
Der Bund buttert Jahr für Jahr Milliarden in unser Bahnsystem. Deswegen kann der Steuerzahler mit Recht auf eine Dividende pochen – das ist die eine Wahrheit. Die andere: Ohne eine leistungsfähige Bahn können wir einpacken. Deswegen ist jeder Euro, den das Unternehmen an seinen Eigentümer ausschütten muss, zu viel.
Zumal die Bahn für die öffentliche Hand sowieso auf Jahre hinaus ein Zuschussgeschäft ist: Allein die Kosten für den Bau wichtiger neuer Trassen für den Personenverkehr summieren sich bis 2020 auf rund 26 Milliarden Euro. Da wirkt das Gezänk um eine Dividende in Höhe von 500 Millionen Euro fast putzig. Trotzdem besteht Berlin bisher auf der Ausschüttung – weniger aus sachlichen Gründen, sondern aus Prinzip. Es geht um die Frage, ob die Bahn überhaupt privatwirtschaftlich und profitabel zu betreiben ist.
Eine Dividende würde signalisieren: Seht, es geht – selbst aus einem so mühsamen Geschäft lässt sich Geld gewinnen. Deswegen – so die Botschaft – hat die Privatisierung, hat irgendwann auch einmal der Börsengang der Bahn einen Sinn. Dumm nur, dass die Bilder von frierenden Fahrgästen auf den Bahnsteigen, von überfordertenMitarbeitern und eingefrorenen Weichen diese Botschaft ad absurdum führen. Ein Konzern, der von ein paar Minusgraden aus dem Gleis geworfen wird – vom miserablen Angebot für den Güterverkehr mal abgesehen – lässt Schlimmstes für eine börsennotierte Bahn befürchten.
- Themen: