Faire Löhne für Textilarbeiter: Tchibo für mehr Regulierung

Große Unternehmen sind selten Freunde von staatlicher Regulierung. Doch in der Textilbranche ist das anders. Der Kaffeeröster und Einzelhändler Tchibo will Vorgaben für faire Löhne von Beschäftigten in der Textilindustrie in Schwellenländern.
dpa |
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Eine Frau in einer Bekleidungsfabrik in Kambodscha.
Mak Remissa/EPA/Archiv/dpa Eine Frau in einer Bekleidungsfabrik in Kambodscha.

Hamburg/Berlin - Der Tchibo-Konzern, einer der führenden Textilhändler in Deutschland, setzt sich zum Schutz der Beschäftigten in den Schwellenländern für mehr staatliche Regulierung ein.

"Freiwillige Initiativen reichen nicht", sagte Nanda Bergstein, Tchibo-Direktorin für Unternehmensverantwortung, im Vorfeld einer Veranstaltung in Berlin. "Wenn wir jetzt gemeinsam keine höheren Löhne durchsetzen, bleibt 'fair fashion' eine Illusion."

Tchibo verfolge seit 13 Jahren das strategische Ziel, ein zu 100 Prozent nachhaltig arbeitendes Unternehmen zu werden und habe dafür viel investiert und einiges erreicht. "Wir wollen und wir werden weiter investieren, aber wir stehen heute an einer Schwelle, an der wir unsere Investments in Nachhaltigkeit nicht weiter nennenswert steigern können, ohne unsere Wettbewerbsfähigkeit zu gefährden", sagte Bergstein. Die Probleme seien so global und komplex, dass sie nur von allen Beteiligten gemeinsam gelöst werden könnten.

Ein Beispiel sei die Initiative "ACT on Living Wage", die dringend regulatorische Unterstützung brauche. ACT sei die einzige Initiative weltweit mit dem Potenzial, das Thema existenzsichernde Löhne in der Textilindustrie langfristig und nachhaltig zu lösen. "Und doch drohen wir daran zu scheitern, dass wir nicht genügend Partner haben", sagte Bergstein. Als Beispiel nannte sie Kambodscha: Dort verhandeln 21 Textilmarken mit Regierung und Arbeitgebern über Tarifverhandlungen, um die Löhne anzuheben. Die Unternehmen stehen für die Hälfte der kambodschanischen Textilproduktion. Doch die Regierung sei besorgt, dass die andere Hälfte bei höheren Löhnen aus dem Markt abwandert und so die Wettbewerbsfähigkeit Kambodschas geschwächt werde.

"Mehr Unternehmen müssen sich ACT anschließen", forderte Bergstein. Dazu müssten die Regierungen der Abnehmerländer die Lieferländer öffentlich unmissverständlich unterstützen und in Deutschland müssten sich alle Marktteilnehmer verpflichten, an ACT teilzunehmen. Andernfalls drohe das Ende der Nachhaltigkeit in der Textilindustrie. Tchibo-Chef Thomas Linemayr will die Problematik am Mittwoch in Berlin mit Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) und anderen Experten öffentlich diskutieren.

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