Extra-Rente für Raucher

Erhöhte monatliche Zahlungen bei Multipler Sklerose, Raucherlunge oder Alzheimer: Versicherungen bieten Menschen mit geringerer Lebenserwartung lukrative Sondertarife
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Senioren beim Judo-Training: Wer gesund ist, bekommt von der LV 1871 seine reguläre Rente – wer angeschlagen ist, unter Umständen deutlich mehr. Foto: dpa
az Senioren beim Judo-Training: Wer gesund ist, bekommt von der LV 1871 seine reguläre Rente – wer angeschlagen ist, unter Umständen deutlich mehr. Foto: dpa
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Erhöhte monatliche Zahlungen bei Multipler Sklerose, Raucherlunge oder Alzheimer: Versicherungen bieten Menschen mit geringerer Lebenserwartung lukrative Sondertarife

MÜNCHEN So lukrativ kann Multiple Sklerose sein: wer bei der Münchner Lebensversicherung von 1871 eine „Extra-Rente“ abgeschlossen hat und an der Krankheit leidet, bekommt von der privaten Rentenversicherung monatlich unter Umständen dreimal soviel ausgezahlt wie ein gesunder Kunde. Auch Senioren, die einen Herzinfarkt hatten oder an Alzheimer leiden, bekommen mehr – vorausgesetzt, ein Arzt attestiert ihren Gesundheitszustand.

Sondertarife für gesundheitlich beeinträchtigte Menschen kommen in Mode. Die „Quantum Leben“ bietet ähnlich wie die LV 1871 einen speziellen Raucher-Tarif. Er funktioniert genau umgekehrt wie das Bonusprogramm einer Krankenkasse: Wer mindestens 15 Zigaretten am Tag raucht, kommt besser weg. Rüdiger Vogel, der Geschäftsführer der AID GmbH, die für die Versicherung "Quantum Leben" einen solchen Tarif anbietet, erklärt das System: „Das ist ein rein individuell berechneter Tarif. Rauchen Sie stark, kriegen Sie mehr Geld. Denn Ihre Lebenserwartung ist statistisch gesehen geringer."

Er rechnet vor: Ein gesunder Mann hat beispielsweise eine Lebenserwartung von 87 Jahren. Sein im Rentenplan angespartes Vermögen wird ab Rentenbeginn auf die verbleibenden Lebensjahre aufgeteilt. Ein Raucher dagegen wird statistisch gesehen nur 82 Jahre alt. Die Rente wird kürzer ausbezahlt. Der monatliche Betrag erhöht sich aber, da die komplette Rente gleichmässig ausbezahlt wird.

Die Versicherung kann einen Extra-Test verlangen, wenn sie vermutet, dass der Kunde schwindelt und beispielsweise gar nicht raucht – was bisher nach Unternehmensangaben aber nur ein einziges Mal vorgekommen ist.

"Wir teilen dem Kunden natürlich nicht mit, dass er voraussichtlich noch fünf Jahre zu leben hat"

Bei der Münchner LV 1871 zählt nur das ärztliche Attest, aus dem die Lebenserwartung hervorgeht. Die Höhe der Rente errechnet sich dann unter Berücksichtigung der statistischen Lebenserwartung des Kunden. „Wir teilen dem Kunden natürlich nicht mit, dass er voraussichtlich noch fünf Jahre zu leben hat, sondern nur die individuell berechnete Rentenhöhe", sagt Marketingleiter Klaus Michl. Allerdings kann sich der Kunde selbst seinen Reim machen, wenn ihm die Assekuranz eine relativ hohe monatliche Rente zusagt.

Die LV 1871 führt die Kranken-Police schon seit 1999 im Angebot. Allerdings lief die Extra-Rente jahrelang nicht besonders – vor allem, weil sich die Versicherungsvermittler scheuten, ihre Kunden auf mögliche Krankheiten anzusprechen. „Keiner will ja sagen: 'Sie sehen so krank aus, wie wäre es mit einer Extra-Rente?'", berichtet Klaus Michl. Seit kurzem ist der Kranken-Bonus aber kostenlos Bestandteil in einer Riester-Rente und einer Rürup-Rente der LV 1871. Wer will, nimmt den Extra-Schutz in Anspruch und muss sich dafür nur drei Monate vor Rentenbeginn ärztlich durchleuchten lassen. Wer das Produkt gruselig findet oder sich gesundheitlich fit fühlt, macht gar nichts – und kassiert seine reguläre monaliche Privatrente. sun

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