Probanden gesucht: Experiment zum bedingungslosen Grundeinkommen startet

120 Deutsche erhalten drei Jahre lang 1.200 Euro pro Monat, um die Wirkung zu erforschen.
von  Christian Grimm
Als die Täter ihn um Hilfe baten, griff der Senior bereitwillig zum Portemonnaie. (Symbolbild)
Als die Täter ihn um Hilfe baten, griff der Senior bereitwillig zum Portemonnaie. (Symbolbild) © Monika Skolimowska/zb/dpa

Es ist eine Traumkombination: Über drei Jahre kommen jeden Monat pünktlich 1.200 Euro auf dem Konto an, für die kein Finger gerührt werden muss. Und das Ganze zum Zweck der Wissenschaft.

Der Verein "Mein Grundeinkommen" hat am Dienstag dieses Experiment mit den Forschern des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), dem Max-Planck-Institut und der Kölner Universität gestartet. Bewerben können sich alle, die über 18 Jahre alt sind und in Deutschland leben. Bei der Zahl von einer Million Bewerbern ist Schluss, danach sieben die Wissenschaftler aus. Am Ende kommen 120 davon in den Genuss des Grundeinkommens, das ab Frühling 2021 ausgezahlt werden soll.

Studie: Wie verändert Grundeinkommen das Leben?

Die Gruppe soll der Gesellschaft nachgebaut werden, um verallgemeinerbare Aussagen darüber herauszufinden, wie sich das Leben durch das Grundeinkommen ändert. Wechseln die Menschen die Stelle? Arbeiten sie mehr oder weniger? Machen sie sich selbstständig? Engagieren sie sich im Ehrenamt, im Sportverein oder der Feuerwehr?

"Wir haben noch keine richtigen Antworten darauf, die Debatte ist durch starkes Hoffen geprägt. Glauben hilft uns nicht mehr, wir wollen es wissen", sagte Michael Bohmeyer vom Grundeinkommens-Verein zum Auftakt des Projekts. Er und seine Mitstreiter beginnen nicht bei null. Über mehrere Jahre haben sie bislang an mehr als 650 zufällig ausgewählte Menschen jeden Monat 1.000 Euro verschenkt.

Das Interesse am Thema ist groß. Bereits wenige Stunden nach dem Start hatten sich über das Internet mehrere Zehntausend Teilnehmer bei dem "Pilotprojekt Grundeinkommen" beworben. Erhalten sollen das Geld Schüler, Studenten, Angestellte, Selbstständige, Arbeitslose, Arme, Reiche, Rentner.

Vergleichbare Experimente in anderen Ländern

Bezieher von Hartz-IV oder Arbeitslosengeld I müssen bei den Arbeitsämtern angeben, dass sie jeden Monat diese Summe erhalten. Für die anderen sind die 1200 Euro nach Einschätzung der Initiatoren steuerfrei, weil sie juristisch als Schenkung deklariert sind. Finanziert wird das Experiment von 140.000 Spendern. Weil das Geld von so vielen Leuten kommt, ist sich Bohmeyer sicher, dass die Schenkungssteuer nicht greift, weil pro Spender nur ein vergleichsweise kleiner Betrag anfällt.

Während der drei Jahre werden die Teilnehmer mehrmals dazu befragt, wie sich ihr Leben verändert hat. Experimente mit Grundeinkommen hat es in mehreren Ländern gegeben, zuletzt in Finnland. Die Teilnehmer fühlten sich besser, empfanden weniger Stress und waren gesünder. Zu mehr Beschäftigung hat das Grundeinkommen jedoch nicht geführt.

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