Ex-T-Bosse unter Druck
Früherer Telekom-Manager: Ricke und Zumwinkel gaben den Schnüffel-Auftrag. Zuständig für die Schnüffelei im Auftrag der Telekom war die Beratungsfirma Network Deutschland. Deren Chef Ralph Kühn sagte: „Der Auftrag kam von ganz oben und ist mit dem Telekom-Vorstand abgestimmt worden.“
BONN Für Ex-Post-Vorstandschef und Ex-Telekom-Vorstandschef Kai-Uwe Ricke wird’s in der Telekom-Spitzel-affäre eng. Heinz Klinkhammer, früher Personalvorstand bei der Telekom, erhebt schwerwiegende Vorwürfe gegen seine früheren Manager-Kollegen.
Klinkhammer sagte dem „Handelsblatt“, nach Angaben eines Mitarbeiters sei der Auftrag für die Ausspähung von Aufsichtsräten und Journalisten „aus dem Umfeld Ricke und Zumwinkel erteilt“ worden. Zumwinkel war zum fraglichen Zeitpunkt Aufsichtsratschef der Telekom.
Zumwinkel habe keinen persönlichen Auftrag zum schnüffeln erteilt
Klinkhammer war von 1996 bis 2006 bei der Telekom auch für die Konzernsicherheit verantwortlich. Das „Handelsblatt“ zitiert ihn mit den Worten: „Der Mitarbeiter der Konzernsicherheit, der diesen Auftrag bekommen hat, hat mir versichert, dass Ricke und Zumwinkel ihm in der Angelegenheit einen Maulkorb erteilt haben.“
Ein Sprecher Zumwinkels hatte am Dienstag erklärt, Zumwinkel habe keinen persönlichen Auftrag für die Schnüffelaktion gegeben. Auch Ricke wies die Angaben Klinkhammers zurück: „Diese Vorwürfe sind unwahr und haltlos“, sagte er dem „Handelsblatt“.
Auf der Suche nach dem Maulwurf
In den Jahren 2005 und 2006 waren einigen Wirtschaftsjournalisten offenkundig Informationen über vertrauliche Unternehmensplanungen zugespielt worden. Unter anderem hatte „Capital“ Anfang 2005 aus der geheimen Mittelfristplanung der Telekom zitiert. Daraufhin versuchte der damalige Konzernboss Ricke erbost, die undichten Stellen im eigenen Unternehmen ausfindig zu machen.
Zuständig für die Schnüffelei im Auftrag der Telekom war die Beratungsfirma Network Deutschland. Deren Chef Ralph Kühn sagte: „Der Auftrag kam von ganz oben und ist mit dem Telekom-Vorstand abgestimmt worden.“ Er räumte demnach ein, über Monate hinweg systematisch Hunderttausende Verbindungsdaten ausgewertet zu haben, um telefonische Kontakte zwischen Journalisten und Telekom-Beschäftigten nachweisen zu können. Bei der ersten Ausspähaktion 2005 sei es ihm mit Hilfe der aus Bonn gelieferten Verbindungsdaten gelungen, dem damaligen Betriebsratschef und Aufsichtsratsmitglied Wilhelm Wegner eine telefonische Verbindung zu einem Reporter von „Capital“ nachzuweisen, sagte Kühn.
Die Staatsanwaltschaft Bonn will heute oder am Freitag bekannt geben, ob man ein Ermittlungsverfahren wegen der Verletzung des Datenschutzes einleiten wolle.
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