Eurocopter: Ärger im Anflug

Die Ottobrunner Hubschrauberbauer sind sauer: Sie sollen nach Donauwörth.
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Ein Kampf-Hubschrauber vom Typ Tiger
dpa Ein Kampf-Hubschrauber vom Typ Tiger

Die Ottobrunner Hubschrauberbauer sind sauer: Sie sollen nach Donauwörth.

München - 
Ein Job bei der EADS-Tochter Eurocopter in Ottobrunn – das war lange Zeit die Garantie für interessante Arbeit, guten Lohn und Sicherheit. Jetzt aber ist die Stimmung bei dem Hubschrauber-Hersteller so schlecht wie noch nie. 650 meist hochqualifizierte Fachkräfte, 60 Soldaten, die mit Eurocopter zusammenarbeiten und rund 150 Mitarbeiter in kooperierenden Betrieben sollen ihre Arbeitsplätze in Ottobrunn verlieren.

Der Weltmarktführer bei Hubschraubern will die Stellen seiner Ingenieure und Software-Experten ins Werk Donauwörth verlagern. Geliebäugelt hatte das Unternehmen schon seit Jahren mit einem Umzug, doch kaum jemand in der Belegschaft dachte, dass es damit wirklich Ernst machen würde. Zu groß war der Widerstand in der Belegschaft, zu sehr ist der Hersteller auf hochqualifizierte Mitarbeiter angewiesen, die auf dem flachen Land schwerer zu finden sind als in der High-Tech-Metropole München. 2007 hieß es denn auch noch, die Vorentwicklung von Hubschrauber-Typen sowie die Systemunterstützung der Bundeswehr würden in vollem Umfang erhalten bleiben, die Ottobrunner Eurocopter-Beschäftigten müssten sich keine Sorgen machen.

Doch jetzt scheint Eurocopter fest entschlossen, den Umzug bis Ende 2012 durchzuziehen – auf Druck der Franzosen, lästert mancher hinter vorgehaltener Hand. Eurocopter, aus dem französischen Hersteller Aerospatiale-Matra und DaimlerChrysler Aerospace entstanden, gliedert sich in einen deutschen, einen französischen und einen spanischen Teil. Das internationale Hauptquartier liegt im französischen Marignane. Schon seit Jahren klagen deutsche Beschäftigte, französische Seilschaften würden deutsche Entscheidungsträger konsequent kaltstellen. Jetzt lebt der Vorwurf neu auf: Keinem Franzosen im Mutterkonzern EADS und bei Eurocopter selbst sei daran gelegen, die bayerische Industrieperle Ottobrunn mit ihren hochspezialisierten Denkschmieden zu erhalten, heißt es.

Bei einer Betriebsversammlung im vergangenen Jahr kochte der Ärger der Beschäftigten bereits hoch. Selbst Führungskräfte wetterten gegen die Umzugspläne. Die Zusammenarbeit der Ottobrunner Entwickler mit anderen internationalen Eurocopter-Standorten klappe prima, hieß es – warum jetzt gut 100 Kilometer Entfernung einen beträchtlichen zweistelligen Millionenbetrag wert seien, den es koste, sämtliche Testeinrichtungen in Ottobrunn ab- und in Donauwörth neu aufzubauen?

Doch die Würfel sind gefallen. Mittlerweile verhandelt der Betriebsrat mit der Unternehmensführung über einen Sozialplan. Selbst da hakt es, klagt Betriebsratschef Johann Pelzl. Bei den Gesprächen über Umzugsbeihilfen und Leistungen für Pendler zwischen München und Donauwörth lasse es das Unternehmen an tragfähigen Angeboten fehlen. „Kein Wunder, dass die Belegschaft verunsichert ist.” Niemand wisse, welche finanziellen Belastungen in naher Zukunft auf ihn zukommen.
Währenddessen laufen bei Eurocopter nach Feierabend die Anrufe von Headhuntern ein. Viele Hochqualifizierte sind auf dem Absprung. Die Personalchefs anderer Betriebe wie MTU, Knorr-Bremse oder BMW können sich die Hände reiben. 

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