Euro schwach, Preise hoch. Die Angst vor der Inflation

Die Gemeinschaftswährung schmiert in der Krise ab. Das ist wohltuend für die Hersteller von Exportgütern, treibt aber die Zinsen in die Höhe und gefährdet die Preisstabilität
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Stahlproduktion: Der Rohstoff ist dramatisch teurer geworden. Foto: dpa
az Stahlproduktion: Der Rohstoff ist dramatisch teurer geworden. Foto: dpa

Die Gemeinschaftswährung schmiert in der Krise ab. Das ist wohltuend für die Hersteller von Exportgütern, treibt aber die Zinsen in die Höhe und gefährdet die Preisstabilität

MÜNCHEN Shoppen in Amerika kann so schön sein. Das angesagte T-Shirt in Berkeleys beispielsweise für zehn Dollar, ein Schnäppchen. Aber hoffentlich ist noch Kleingeld vom letzten Urlaub in der Schublade – der schwache Euro-Kurs macht Einkäufe in den USA nämlich teurer.

Ein Dollar kostet zurzeit 78 Euro-Cent. Zum Vergleich: Vor zwei Jahren waren es nur 64 Euro-Cent. Und die Währung bröckelt weiter. Experten halten es für möglich, dass der Euro auf 1,10 Dollar abrutscht. Dann müssten für einen Dollar gut 90 Euro-Cent umgetauscht werden. Die Folgen der Euro-Schwäche für die Wirtschaft:

Exporte werden durch den schwachen Eurokurs erleichtert

Anders als USA-Urlauber profitieren Firmen, die Waren außerhalb des Euroraumes verkaufen. Sie spüren „schon eine Erleichterung“, sagt Klaus Abberger vom Ifo-Institut. Die Waren der Exporteure werden durch den schwächeren Euro im Ausland billiger. Allerdings hilft dies vor allem Anbietern in Frankreich und den südlichen Euro-Ländern, schränkt Ansgar Belke vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung ein. Deutsche High-Tech-Firmen dagegen verkaufen ihre Produkte weniger über den Preis, sondern über Technologieführerschaft und langjährige Kundenbeziehungen. Die Premiumhersteller BMW, Daimler und Audi, die einen Teil ihrer Produktion im Dollarraum und in Asien verkaufen, haben dort eigene Werke. Dort steigen zurzeit im Verhältnis zum Euroraum die Kosten – damit gleichen sich Kursvorteile zum Teil aus.

Benzin wird teurer

Öl und damit Sprit wird mit steigendem Dollarkurs teurer – das bekamen Autofahrer in den vergangenen Wochen bereits zu spüren. Dabei schlagen die Wechselkurse noch nicht einmal mit voller Härte auf den Ölpreis durch, beobachtet DIW-Experte Belke. Die Ölförderländer passen ihre Preise nämlich zum Teil den Devisen an, drehen also an der Preisschraube, wenn der Euro stark ist, und halten sich tendenziell zurück, wenn die Gemeinschaftswährung bröckelt.

Stahlpreis setzt Hersteller unter Druck

Der Rohstoff ist dramatisch teurer geworden, weil drei Faktoren zusammenkommen: Die Nachfrage ist gestiegen, dazu der Kurs des Dollar und die Transportkosten.

Teurere Waren aus China

Deutsche Firmen lassen immer mehr im asiatischen Raum fertigen. Dort wird in Dollar bezahlt. Das bedeutet: Je stärker der Dollar, desto teurer werden die Vorprodukte. Das schlägt sich auf die Endpreise nieder. Ansgar Belke fürchtet deswegen eine „Inflation durch die Hintertür.“

Die Versuchung für Regierungen: Preisentwertung hilft beim Schuldenabbau

Angst vor der Inflation. Weil die Industriestaaten Europas im Kampf gegen die Finanz- und die Griechenland-Krise immer höhere Schulden in Kauf genommen haben, wird die EZB in Zukunft Inflationsraten bis über vier Prozent zulassen, erwartet Ansgar Belke.

Die Geldentwertung würde es den Regierungen erleichtern, ihre Schulden bei den Anlegern abzutragen. Das Nachsehen hätten große Investoren und private Sparer, deren Anleihen durch die Inflation im Verhältnis zur Kaufkraft an Wert verlieren würden.

Noch ein Konjunktur-Rückschlag?

Das Münchner Ifo-Institut erwartet zunächst das Gegenteil einer Inflation. Das Risiko eines erneuten Rückschlags für die Konjunktur sei hoch, sagt Experte Klaus Abberger. Damit könnten die Preise in den nächsten Monaten nach unten gehen – allerdings um den Preis neuer Wirtschafts-Turbulenzen. Der Grund für den Pessimismus der Experten: Die Finanzkrise in den Vereinigten Staaten ist noch nicht ausgestanden, fürchtet Abberger. Auch der Handlungsspielraum der EU-Staaten sei wegen ihrer wachsenden Schuldenberge immer geringer. sun

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