Es muss weitergehen

Ein Rückzug ist technisch, politisch und moralisch kaum möglich. Matthias Maus, Chefreporter der AZ, über den Einsatz in Afghanistan.
von  Abendzeitung
Deutsche ISAF-Soldaten in der Stadt Kundus.
Deutsche ISAF-Soldaten in der Stadt Kundus. © dpa

Ein Rückzug ist technisch, politisch und moralisch kaum möglich. Matthias Maus, Chefreporter der AZ, über den Einsatz in Afghanistan.

Schon wieder zwei Tote, schon wieder unschuldige Opfer, schon wieder tote Kinder. Man kann es keinem verdenken, wenn er nach dem neuesten Anschlag auf Bundeswehr-Soldaten in Afghanistan meint: Es reicht. Raus aus diesem Höllenloch, zieht die Bundeswehr ab aus Afghanistan. Allerdings: So einfach ist das nicht. Technisch nicht, politisch nicht – und auch nicht moralisch.

Es zeigt sich nach solchen Anschlägen vieles: Das Gerede vom „sicheren Norden“, in dem sich die Bundeswehr bewegt, ist eine Illusion. Die zweite Illusion ist, dass der Konflikt militärisch zu gewinnen sei. Und drittens wird wieder einmal klar, dass Soldaten keine Polizisten ersetzen. Genau die bräuchte es noch viel mehr als Militär. Die Rede ist immer wieder von „den Taliban“, die ihre Ausgangsbasen im Süden verlassen hätten und frech nach Norden vordringen. Dabei ist „Taliban“ oft nur ein anderes Wort für lokale Gangsterbanden. Sie leben vom Drogen- oder Menschenhandel, sie terrorisieren die Einheimischen noch mehr als die Fremden. Sollte die Nato vor diesen Banden fliehen, wäre das mächtigste Militärbündnis Geschichte.

Wenn das Land nicht in die finsterste Zeit vor 2001 zurückfallen soll, als es keine Mädchenschulen gab, dafür aber Universitäten für Terroristen, dann muss derWesten, also auch Deutschland, an seine Investitionen in das Land festhalten. Dass sich das lohnt, konnte die Abendzeitung mit ihren Hilfsprojekten selbst feststellen. Das Ende des Engagements in Afghanistan sollten wir uns nicht leisten.

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