Es menschelt!

Nicht provinziell, aber durchaus bodenständig: Georg Thanscheidt über die Feier zum 850. Stadtgeburtstag.
von  Abendzeitung

Nicht provinziell, aber durchaus bodenständig: Georg Thanscheidt über die Feier zum 850. Stadtgeburtstag.

Kann schon sein, dass jetzt ein paar Event-Süchtige maulen: Kein Christo hat das Siegestor verhüllt, kein Aktionskünstler mit tausenden Teelichtern die Isar in Flammen gesetzt. Und Wolfgang Flatz durfte keine Kühe abwerfen, sondern nur ein Geburtstagsständchen darbieten. Der Stimmung tat das keinen Abbruch - im Gegenteil: Beim Altstadtringfest haben sich die Münchner – wie sie es bekanntlich gerne tun - selbst gefeiert.

Eine Million Menschen zirkulierten rund um die Altstadt: Es war (meist) sonnig, es war voll, es war schön. Und als doch der Regen kam, bauten die Münchner eben Unterstände aus Bierbänken oder zogen ihre „München liebt dich“-Ponchos über.

Es war nicht die Feier einer überkandidelten Möchtegern- Metropole – es war die ausschweifende Party eines Millionen- Dorfs und seiner selbstbewussten Bewohner. Eine Zeremonie der Verbundenheit mit dieser Stadt, die nicht provinziell, wohl aber bodenständig war.

Und die ahnen ließ, was alles in München steckt: Schräge Kunst, engagierte Bürger, volkstümliche Vergnügungen, ein Hauch von Sport der Extraklasse und vieles mehr. Mehr als genug eben, um den Altstadtring zu einer Erlebnismeile zu machen. Wie nebenbei vermittelten der gähnend leere Altstadttunnel und die Menschen-Massen auf gesperrten vielspurigen Straßen eine Ahnung davon, was diese Stadt ausmacht: nicht die alltäglichen Blechlawinen, nicht die schmucken Fassaden. Sondern die Menschen.

Ein schönes, ein feierliches Aha-Erlebnis.

Der Autor ist Lokalchef und stellvertretender Chefredakteur der Abendzeitung

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