Es geht ums Geld
AZ-Vize-Chefredakteur Georg Thanscheidt über die Debatte um die Rente mit 67
Die Rente ist das Thema, bei dem in Deutschland am meisten gelogen wird – und das seit Jahren. Es begann mit Adenauer, der behauptete „Kinder kriegen die Leute immer“ und daher die kapitalgedeckte Rente durch den umlagenfinanzierten „Generationenvertrag“ ersetzte. Dann kam Norbert „Die Rente ist sicher“ Blüm. Jetzt streiten Regierung und Opposition um die Rente mit 67 – und beide tun so, als ginge es nur darum, dass Arbeitnehmer in Deutschland länger arbeiten müssen. Sie streiten darüber, ob es überhaupt Stellen für Ältere gibt und ob es ihnen zuzumuten ist, bis 67 zu arbeiten. Die Bundessozialministerin sagt Ja, die Gegner sagen Nein. Dabei geht es gar nicht darum – sondern ums Geld.
Denn die Rente mit 67 ist vor allem eins: eine Rentenkürzung. Will ein ein heute 45-Jähriger männlicher Durchschnitts-Bayer auch künftig mit 65 in Rente gehen, bekommt er 70 Euro Rente weniger im Monat. Das einzuräumen, wäre ein Gebot der Ehrlichkeit. Dann könnte man nämlich – statt nur über Arbeiten bis 67 – einmal wirklich über die Rente mit 67 reden.
Hier lautet die zentrale Frage: Wie kann ein Angestellter Geld zurücklegen, um die staatliche Rentenkürzung auszugleichen? Die konkrete Antwort hierauf muss jeder Einzelne selbst finden. Er hat allerdings ein Anrecht darauf, vom Staat nicht am Sparen gehindert zu werden – zum Beispiel durch steigende Sozialversicherungsbeiträge, die deswegen ansteigen, weil die Politik den Rentnern von heute und morgen nicht die Wahrheit sagt.
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