Epoche wird gemacht

2008 könnte mit einer wirklich guten Nachricht enden: Matthias Maus, Chefreporter der AZ, über ein Jahr voller Zeitenwenden und Obama.
Dieses Jahr, das kann man schon sagen, bekommt einen Sonderplatz. In den Geschichtsbüchern wird 2008 viel Platz einnehmen , und es wird einen Klang haben wie 1989 oder 1929, mindestens. Epoche wird gemacht, und epochale Ereignisse erleben wir in den letzten zehneinhalb Monaten im Wochentakt. Erinnert sich noch jemand an die Hungerkrise? Ein paar Monate ist es her, dass plötzlich eine Menschheitsplage wieder zur realen Bedrohung wurde. Und erst vor ein paar Wochen zeigte sich, dass der lahme Riese Russland zu einer aggressiven Politik zurückkehren könnte.
Den rasante Aufstieg von "Chindien", der beiden asiatischen Mächte China und Indien registrierten wir da fast nebenbei. Die Öffentlichkeit kommt aus dem Staunen nicht mehr raus: Die CSU muss lernen, Koalitionen zu schließen. Und plötzlich, wenn auch nicht unerwartet, kollabiert das weltweite Finanzsystem. Wir surfen auf einem Tsunami von Geschichte, und es ist noch nicht zu Ende.
Wenn nicht noch etwas ganz besonderes passiert, dann kommt die nächste Zeitenwende in knapp 20 Tagen. Dann wird die noch immer größte Macht der Erde einen schwarzen Präsidenten bekommen. Was vor Monaten noch kaum jemand für möglich gehalten hat, ist bei normalem politischen Verlauf kaum noch aufzuhalten. Barack Obama, der Sohn eines kenianischen Vaters und einer weißen amerikanischen Mutter, könnte jahrhundertalte Schranken sprengen. Er könnte zur guten Nachricht des Jahres werden. Und gute Nachrichten, die könnten wir wirklich gebrauchen.