Einfach raushalten?
Im Jemen steckt der Westen in einem echten Dilemma - Anja Timmermann, AZ-Redakteurin, über die neue Front im Anti-Terror-Kampf.
Schon wieder ein Krieg? Obama macht eine neue Front im Jemen auf – der Präsident, der gerade den Friedensnobelpreis bekommen hat, der mit seiner Kairoer Rede dem Islam die Hand entgegengestreckt hat, geht in die nächste Offensive in der islamischen Welt. Und das zu einer Zeit, wo immer lauter – auch bei uns – darüber geredet wird, wie man etwa aus Afghanistan den Abzug einleiten kann.
Ein Widerspruch? Es ist eben nicht so einfach. Die Gleichung „Keine US-Bomben, dann alles gut“ geht nicht auf. Genauso wenig wie die Abschaffung der Polizei das Ende der Kriminalität bedeuten würde. (Was ausdrücklich nicht heißt, dass die Amerikaner die Rolle der Weltpolizisten gepachtet haben sollten.) Wenn man sagt, wir halten uns einfach aus allem raus, sollen die Islamisten doch Afghanistan, Pakistan und andere Länder überrennen, droht die Gefahr von vielen Somalias: ein „failed state“, ein gescheiterter Staat, in Einzelteile zerfallen, die von radikalen Banden kontrolliert werden; Tummel- und Ausbildungsplätze für Attentäter und Piraten, die international agieren; ohne Recht und Würde für den Einzelnen.
Das heißt natürlich nicht, dass militärische Antworten zwingend richtig sind. Im Jemen steckt der Westen im Dilemma: Tut er nichts, kommt die schwache Regierung schwer gegen die Terroristen an. Macht er mit ihrer Billigung militärisch zu massiv Druck, der auch Unschuldige trifft, bringt er die Bevölkerung erst recht gegen sie auf. Auch wenn die Antworten nicht einfach sind: Wegschauen und Raushalten bedeutet nicht automatisch Frieden.
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