Eine Stadt im Unglück
Der AZ-Politik-Chef Frank Müller über das Desaster von Duisburg
Schreckliche Fehler zu machen, ist das eine. Mit ihnen umzugehen das andere. Die Verantwortlichen der Stadt Duisburg haben gleich zwei Mal versagt: Einmal, als sie die verhängnisvolle Love-Parade unter Umständen genehmigten, die jedem Laien die Fassungslosigkeit ins Gesicht treiben. Und ein zweites Mal, als sie danach nicht den Mut zu klaren Äußerungen fanden.
Wer es im Angesicht von 19 Toten wagt, von einem stimmigen Sicherheitskonzept zu sprechen, das nur durch individuelle Fehler nicht aufgegangen sei, der hat mehr Dinge nicht verstanden als nur die Organisation von Veranstaltungen. Der hat nicht kapiert, dass die Verletzten und die Angehörigen auf eine Entschuldigung warten und auf ein Zeichen der Demut. So aber, durch das Verhalten der Stadt Duisburg, wurden die Toten der Love-Parade auch noch verhöhnt.
Dabei war es schon nach den ersten Bildern vom Samstag klar, dass der Rücktritt von Duisburgs OB Adolf Sauerland nur eine Frage der Zeit sein konnte. Selten hat Deutschland eine Kommune gesehen, die überforderter war als das unglückselige Duisburg. Zu viel wollen, zu wenig dafür tun und dann im Nachhinein nichts gewusst haben wollen: Die Mechanismen, die in Duisburg Menschenleben gefordert haben, wirken auch in vielen anderen Rathäusern. Deswegen haben die 19 Toten der Love-Parade eine Botschaft: Im Zweifel bitte lieber eine Nummer kleiner und dafür sicherer.
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