Eine Kriegserklärung
Beunruhigend an der Tat ist eine neue Form der Dreistigkeit. Es ging nicht gegen einzelne Linke in dunklen Gassen – wie schon so oft. Matthias Maus über das Attentat von Passau.
Wie oft schon haben wir uns geärgert: Über diese Menschen, die in der Maske des Biedermanns ihre brandgefährlichen Parolen verbreiten. Über das Deckmäntelchen des Bürgerlichen, mit dem die Neonazis Gesinnung und Ziele kaschieren.
Für alle, denen der Beweis fehlte, was hinter diesen „anständigen Deutschen“ steckt, kann das Attentat von Passau eine Lehre sein. Eine Lektion ist der Mordanschlag auf den Polizeichef auch für diejenigen, die in den wiederkehrenden Aufmärschen der Braunen nur eine Art Abenteuerspiel sehen oder ekelhafte Folklore.
Dass die sauber gescheitelten Burschen – und vereinzelten Mädels – mehr Potenzial haben als dumme Sprüche, das ist in Fürstenzell aktenkundig geworden. Beunruhigend an der Tat ist eine neue Form der Dreistigkeit. Es ging nicht gegen einzelne Linke in dunklen Gassen – wie schon so oft. Es war auch keine heimliche Schmiererei oder ein hinterhältiger Brandanschlag aus sicherer Deckung. In Passau ist etwas offensichtlich geworden. Es gibt Leute im rechten Spektrum, die den Staat und seine Repräsentanten offen angreifen. Das ist eine Art Kriegserklärung.
Es kann sein und es ist zu hoffen, dass die Rechten mit dieser Aktion den Bogen überspannt haben. Dass sich endlich ein breites Gefahrenbewusstsein etabliert – auch bei den Teilen der Behörden, die Neonazis als vernachlässigbare Größe sahen. Und vielleicht auch bei den Richtern, die braune Aufmärsche genehmigen, als seien es Faschingsumzüge. Zu lachen gibt es da schon lange nichts mehr.
- Themen: