Ein Skandal
Hier wäre das Steuergeld gut angelegt, das bald fehlen wird - AZ-Chefreporter Matthias Maus über die Ausbeutung im 21. Jahrhundert
Kinder als Kanonenfutter, Frauen als Ware, Menschen als Maschinen mit weniger Rechten als Tiere: Man kennt das ja. Erschütternde Reportagen über Menschenrechtsverletzungen aus den hintersten Winkel der Welt: China, Sudan Amazonas und so. Aber in München, da gibt’s so was nicht. Von wegen!
Der Fall der 39 Bulgaren, die hier monatelang malochten, die um ihren Lohn betrogen wurden, ist ein Fall von moderner Sklaverei. Und es ist, so sagen die Fachleute, kein Einzelfall auf den Baustellen.
Unter unseren Augen wachsen nicht nur neue Hochhäuser, neue Hotels und Siedlungen, es wächst nicht nur der Wohlstand einer boomenden Region – es blüht offenbar auch eine kriminelle Subkultur, deren Opfer in unseren Müllcontainern wühlen müssen, um nach 12 Stunden Arbeit ihren Hunger zu stillen.
Es darf nicht sein, dass sich Bauherren und Unternehmer aus der Verantwortung dafür stehlen, was auf ihren Baustellen passiert. Ein System, in dem Unternehmer über Sub- und Subsub-Unternehmer jedes Arbeitsrecht und Lohngefüge aushebeln, ist krank. Und es muss geändert werden.
Behörden klagen über Kürzungen, Zoll und Polizei sind überlastet, leiden unter Stellenstreichungen. Hier wäre übrigens das Geld gut angelegt, auf das die neue Regierung durch sinkende Steuereinnahmen verzichtet.
Mit einer Situation, in der die elementarsten Menschenrechte mit Füßen getreten werden, darf man sich nicht abfinden. Nicht in China, nicht in Sudan und erst recht nicht in München.