Echte Online-Bewertung oder Fake?
Von überschwänglichem Lob bis zu vernichtender Kritik: Im Internet finden sich für ein Produkt oft ganz unterschiedliche Bewertungen. Die AZ erklärt, wie Sie Bewertungsportale richtig nutzen.
München - Ob Hotel, Arzt oder Restaurant: Viele verlassen sich auf das, was andere Nutzer in Bewertungsportale im Internet schreiben. Und werden nicht selten enttäuscht. „Es kann sein, dass jemand ganz andere Maßstäbe als ich setzt. Deshalb sollten Sie immer mehrere Bewertungen lesen und mehrere Bewertungsportale checken“, sagt Tatjana Halm, Rechtsexpertin der Verbraucherzentrale Bayern.
Die Juristin hat noch mehr Tipps, wie Sie Bewertungsportale richtig für sich nutzen und was es zu beachten gibt.
Wie kann ich Bewertungen einschätzen?
Achten Sie auf Aktualität und die Anzahl der Bewertungen. Es ist wenig aussagekräftig, wenn etwas zu 90 Prozent positiv bewertet wurde, aber die Anzahl der Bewertungen niedrig ist, etwa zwei von drei Bewertungen positiv sind. Sind allerdings von 1000 Bewertungen 930 positiv, hat das eine große Aussagekraft. Schauen Sie sich wenn möglich das Profil des Bewerters an. Die Ansprüche sind je nach Lebensumstand unterschiedlich.
Wie erkenne ich gefälschte Bewertungen?
Immer wieder schreiben Unternehmen oder beauftragte Werbeagenturen Bewertungen. Dann taucht oft in mehreren Portalen exakt dieselbe Bewertung auf. Sie können einen Satz aus der Bewertung kopieren und mit Anführungszeichen bei Google eingeben. Dann sehen Sie, ob die Bewertung auch auf anderen Seiten abgegeben wurde. Oft sind diese gefakten Bewertungen werbesprachlich: mit vielen Verben und positiven Übertreibungen. Es werden nur die Vorteile gesagt, Negatives kaum erwähnt und wenn, dann Belangloses. Wenn Sie die Bewertungen nach Erscheinungsdatum sortieren, können Sie Manipulationen erkennen: Folgen nach einer Reihe Negativbewertungen auffällig viele positive, kann das eine Marketingaktion einer Agentur sein. Fotos oder anschauliche Beschreibungen sind hingegen ein Indiz dafür, dass jemand über eigene Erfahrungen schreibt. Wenn Sie gefälschte Kundenbewertungen entdecken, sollten Sie das melden.
Achtung! Werbung!
Häufig können Unternehmen gegen Geld Premium-Einträge kaufen. Diese Anzeigen erscheinen dann entweder im Anzeigenbereich oberhalb der Trefferliste oder sind innerhalb der Trefferliste farblich hervorgehoben. Schauen Sie also genau hin, ob Sie gerade Werbung lesen oder eine echte Bewertung.
Was muss ich beachten, wenn ich selbst bewerte?
Bleiben Sie sachlich: „Service totaler Bockmist“ hilft nicht weiter. Schreiben Sie lieber: „Zwei Stunden in der Warteschleife gewesen.“ Schreiben Sie nur das auf, was Sie selbst erlebt haben und nicht, was Bekannte erzählt haben. Wer persönlich wird oder übertreibt, kann sich sogar juristischen Ärger einhandeln. Denn Nutzer dürfen nur Bewertungen abgeben, die wahr sind und im Zweifel nachgewiesen werden können.
Wer bewertet die Bewertungsportale? Die Verbraucherzentrale nicht, sie gibt nur allgemeine Tipps. Bei der Stiftung Warentest schnitt Holidaycheck bei den Reiseportalen am besten ab und erhielt die Note „gut“. Bei den Ärzte-Bewertungsportalen sahen die Tester Verbesserungsbedarf, denn es gibt zu wenige Bewerter und zu ungenaue Bewertungsfragen.
Die „Abendzeitung“ hat immer wieder über die Praktiken von Qype und Yelp berichtet, Restaurants und andere Unternehmen herunterzustufen: Ein Filter sortiert dort gute Bewertungen aus. Für viele Unternehmer drängt sich der Verdacht auf, dass es vor allem solche Lokale und Geschäfte trifft, die keine Werbung bei dem Portal schalten. Mittlerweile haben Münchner Unternehmen erfolgreich dagegen geklagt. Auch hier gilt: Mehrere Bewertungsportale checken und sich nicht auf eines verlassen.