Dumm gelaufen

Seehofer hat kalkuliert provoziert - jetzt muss er zurückrudern: AZ-Landtagskorrespondentin Angela Böhm über Horst Seehofers Zuwanderer-Thesen.

Wenn Horst Seehofer klug wäre, hätte er den Freistaat mal wieder zum Musterschüler ausgerufen. Diesmal in Sachen Integration: dass die Bayern nicht die Fehler von Berlin oder Köln gemacht haben. Dass es hier keine Stadtviertel als Ausländer-Ghettos gibt. Dass wir weniger Probleme mit Integration haben. Dass die nicht immer kulturelle, sondern vor allem soziale Ursachen haben. Dass weder ein BMW noch ein Audi gebaut werden könnten, wenn es keine Zuwanderer aus der Türkei gäbe.

Und dass nicht nur in seiner Landeshauptstadt die 100 000 Muslime mit ihren 40 Moscheen und Gebetsräumen, ihren Geschäften, ihren Vereinen und ihrer Kultur zu Bayern gehören. So wie für den Bundespräsidenten mittlerweile der Islam zu Deutschland zählt. Seehofer hätte sich an die Spitze der Reformer stellen können, die die Integration weiter vorantreiben. Und die Probleme mit Integrationsverweigerern, die es natürlich auch gibt, endlich anpacken.

Das hätte nach seinem Kalkül aber nichts gebracht. Im Gegensatz zu einer Ausländer-Hetze nach dem Motto „Jetzt reicht’s – keine Muslime mehr rein!“ Solche Sprüche ziehen bei dumpfen Fremdenfeinden. Denn sie lassen die Welt, die so kompliziert geworden ist, einfach erscheinen. Seehofer hat kalkuliert provoziert. Das ist gründlich in die Hose gegangen. Jetzt heißt es Kommando zurück. Aber das fällt Seehofer ja nicht schwer. Einmal Hü, einmal Hott – das ist bekanntlich seine Spezialität.