Die Welt und die Krise
Eine Eins mit zwölf Nullen: Die Zahl macht fassungslos. Frank Müller, AZ-Aktuell-Ressortchef, über den Gipfel der G20 in London.
1 000 000 000 000 Dollar – die Eins mit zwölf Nullen ist die Zahl, die dem wichtigsten Gipfel seit Jahrzehnten ihre kaum fassbare Dimension verleiht. Eine Billion als weltweites Konjunkturprogramm gegen die Krise: DieWahnsinnssumme macht deutlich, welches Ausmaß der globale Kollaps der Finanzwirtschaft erreicht hat. Der sprichwörtliche kleine Mann steht fassungslos vor den zwölf Nullen – und ist dankbar für die trockene Sprache, mit der die Bundeskanzlerin die Ergebnisse kommentiert: „Ein sehr, sehr guter, fast historischer Kompromiss“ sei in London herausgekommen, sagt Bundeskanzlerin Angela Merkel.
In Wahrheit sind die Ergebnisse des G20-Gipfels ein noch nie dagewesener globaler Befreiungsschlag. Die Abschaffung des Bankgeheimnisses, schwarze Listen von Steuersünderstaaten, die Überwachung aller Hedgefonds und auch die Begrenzung der für so viel Empörung sorgenden Manager-Boni: Auf einmal klappt, was all die Jahre so unmöglich schien.
Doch nun geht eben, was gehen muss. Und die Welt bleibt verändert zurück. Das zeigt sich auch mehr als nur symbolisch daran, dass es jetzt ein neues Forum ist, das über die globaleWeltwirtschaft befindet: nicht mehr der kleine selbsternannte Führerkreis der westlich geprägten G8. Sondern eben die Großen 20, die mit Recht von sich behaupten können, die Welt zu repräsentieren.
Im Abseits stehen da fast zwangsläufig die Globalisierungsgegner. Auch deren Protest gehört auf einmal zur schönen heilen Welt von gestern. Doch die gibt es nicht mehr.
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