Die Pizza vom Postboten

Briefträger sollen bald mehr tun als nur Päckchen bringen. Die Post hat in Augsburg und Karlsruhe bereits den „Postbotenservice“ gestartet, was Zusatzaufwand und längere Arbeitszeiten bedeutet. Das sorgt für Ärger vor der Tarifrunde.
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Briefträger sollen bald mehr tun als nur Päckchen bringen. Die Post hat in Augsburg und Karlsruhe bereits den „Postbotenservice“ gestartet, was Zusatzaufwand und längere Arbeitszeiten bedeutet. Das sorgt für Ärger vor der Tarifrunde.

MÜNCHEN Dicke Luft vor der nächsten Verhandlungsrunde: Im Tarifstreit bei der Post setzen sich Konzern und Gewerkschaft Verdi heute erneut an einen Tisch. Doch schon im Vorfeld gibt es Ärger. Denn die Post will einen Service einführen, der den Briefträgern Zusatzaufwand und längere Arbeitszeiten bescheren könnte.

Die Post hat in Augsburg und Karlsruhe den „Postbotenservice“ gestartet. Sämtlichen Haushalten flattert dazu ein Werbeschreiben in den Briefkasten – samt Vertragsformular, mit dem man den Dienst gleich bestellen kann. Wer’s tut, dem bringt der Briefträger künftig nicht nur die Post ins Haus. Er holt Briefe und Pakete für 10 Euro im Monat auch ab.

Sogar leere Batterien, ausrangierte Handys und anderen Elektroschrott soll der Postbote entsorgen. „Unsere Austräger kommen in jeden Haushalt“, sagt Postsprecher Klaus-Dieter Nawrath. „Da können sie diesen Zusatzservice für die Kunden gleich mitmachen.“

Was für Kunden praktisch klingt, lässt bei der Gewerkschaft Verdi die Alarmglocken schrillen: „Dass die Kollegen den Service so nebenbei machen – das wird nicht gehen“, sagt Anton Hirtreiter, der bei Verdi für die Postdienste zuständig ist. Für den Zusatzdienst müsse man auch zusätzliche Zeit einplanen, meint er. „Unterm Strich werden dafür Neueinstellungen nötig sein.“

Genau das aber will die Post nicht. Im Gegenteil: Eher sollen vorhandene Postboten künftig mehr arbeiten. So geht es im Tarifstreit mit Verdi vor allem um längere Arbeitszeiten für die Beamten. Verdi lehnt das vehement ab. Letzte Woche gab’s deshalb bundesweite Warnstreiks der Briefträger. Sollten die heutigen Verhandlungen zu keinem Ergebnis führen, droht die Gewerkschaft mit unbefristeten Streiks ab Ende April.

Post-Personalchef Walter Scheurle bleibt dennoch hart. „Wir brauchen die Arbeitszeitverlängerung, um die Personalkosten zu senken“, ließ er jüngst wissen. Und um Dienste wie den Postbotenservice zu stemmen. Geht es nach dem Konzern, dann sollen Briefträger künftig „Rundum-Dienstleister für jedermann werden“, heißt es im PostMediendienst. Und: „Wer weiß, vielleicht ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Kunden bei ihm auch Pizza bestellen können?“ aja

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