Die Null-Prozent-Garantie
MÜNCHEN Der Name des neuen Produktes soll dem Kunden Sicherheit vermitteln: „Ergo Garantie“ heißt die Police, die die Tochter der Münchner Rück seit gestern vermarktet. Garantiert wird allerdings nur, dass gar nichts garantiert ist: Anders als bisher üblich sieht die Versicherung nämlich keinen Mindestzins auf die Beiträge vor. Während der Versicherungsnehmer einzahlt, garantiert ihm die Assekuranz nur die Summe seiner Beiträge plus eine Mindestrente. Einen Rendite-Aufschlag – dessen Höhe ungewiss ist – gibt’s erst, wenn die Rentenzahlungen beginnen.
"Bisher einmalig". „Die Ergo Rente Garantie kombiniert Sicherheit, Rendite und Flexibilität in einer am deutschen Markt bisher einmaligen Art und Weise“, wirbt der Anbieter. Einmalig dürfte allerdings vor allem sein, dass ein großer Teil, bis zu die Hälfte aller Kunden, mit der Police wohl Geld verliert. So viele Kunden halten ihre Lebensversicherungen nämlich erfahrungsgemäß nicht bis zum Ende durch. Wenn sie vor dem Ende der Laufzeit aussteigen und außer dem Nennwert ihrer Beiträge keinen Gewinn realisieren können, haben sie nach Abzug der Unkosten und der Inflation ordentlich draufgezahlt.
Immerhin steht die Ergo mit ihrem neuen Produkt nicht alleine da. Auch die Allianz hat ein vergleichbares Angebot aufgelegt, andere Gesellschaften haben dies ebenfalls getan oder angekündigt. Sie versuchen sich damit an der Quadratur des Kreises: Die frühere Erfolgsstory der Lebensversicherung fortzuführen – obwohl die Rahmenbedingungen immer schwieriger sind.
Aus der Not eine Tugend gemacht? Die Gesellschaften müssen das Geld ihrer Kunden sicher anlegen. Von diesem Versprechen leben sie schließlich. Aber sichere Anlagen – vor allem Anleihen – sind im Vergleich zu früher rar geworden, seit die Anleihen der Schuldenstaaten in Europa als Wackelkandidaten gelten. Die verbliebenen soliden Titel sind als sicherer Hafen für die Anlegergelder so begehrt und teuer, dass sich ihr Kauf für die Versicherungsbranche kaum noch rentiert.
Als Alternative bieten die Gesellschaften ihren Kunden Policen, die sich an der Wertentwicklung von gemischten oder von Aktienfonds orientieren. Willkommener Nebeneffekt dieser Produkte für die Versicherungen: Sie haben oft selbst Fonds aufgelegt und sichern ihren eigenen Anlagegesellschaften mit den Policen die nötige Nachfrage.
Verbraucherschützer winken aber ab: Die vermeintliche Garantie auf den Schutz der eingezahlten Beiträge erkaufen sich die Kunden mit miesen Renditeaussichten heißt es. Der Tipp der Experten: Wer fürs Alter vorsorgen wolle, solle einfach sparen und parallel eine Risiko-Lebensversicherung abschließen – die kostet schließlich nur den Bruchteil einer Kapitallebensversicherung und stellt im Todesfall für die Angehörigen den gleichen Schutz sicher. sun