Die neue bunte Siemens-Welt

Revolution von oben: Jill Lee soll die weiße Männerriege im Konzern aufmischen
von  Abendzeitung
Siemens-Techniker: Weil Fachkräfte fehlen, braucht der Konzern ein gutes Image als Arbeitgeber
Siemens-Techniker: Weil Fachkräfte fehlen, braucht der Konzern ein gutes Image als Arbeitgeber © abendzeitung

Revolution von oben: Jill Lee soll die weiße Männerriege im Konzern aufmischen

MÜNCHEN Weiß, männlich, mittleren Alters, mit deutschem Pass – so charakterisierte Siemens-Boss Peter Löscher vor rund einem Jahr den typischen Manager seines Konzerns. Die 45-jährige Jill Lee kommt aus Singapur und ist demzufolge allein wegen ihrer Herkunft dafür prädestiniert, Siemens zu verändern. Genau das soll sie auch – als neuer „Chief Diversity Officer“ (Vielfalts-Manager).

Seit rund einen Monat arbeitet Lee daran, die Chancen für die Minderheiten innerhalb der 430000 Köpfe starken Belegschaft zu verbessern. „Es geht uns nicht um Gutmenschentum“, sagt sie. Siemens geht es um den Profit – und der steigt, je besser durchmischt die Siemens-Teams sind, ist sich Lee sicher.

Außerdem zwingt der Mangel an Fachkräften, besonders an Ingenieuren, den Konzern zur Imagepflege. Im Jahr 2017 werden in Deutschland rund 200000 Ingenieure fehlen. Das bedeutet: Siemens muss Experten aus allen Teilen der Welt klarmachen, dass das Unternehmen zwar deutsche Wurzeln hat, aber in den Kantinen nicht nur Sauerkraut und Würstl gegessen werden. Jede begabte Fachkraft, so die Botschaft, kann bei Siemens Karriere machen.

Eine konkrete Quote für Frauen oder andere Minderheiten im Konzern will das Unternehmen aber nicht ausgeben. „Was zählt, sind nur die Fähigkeiten“, sagt Lee. Die Vielfalts-Managerin arbeitet mit beschränkten Mitteln: Die Zahl ihrer Mitarbeiter in der Konzernzentrale ist überschaubar, weltweit stützt sie sich auf die Dienste von 100 „Botschaftern“, Siemensianern, die neben ihrer eigentlichen Arbeit der Buntheit auf die Sprünge helfen sollen. Direkte Weisungsbefugnis etwa bei Neueinstellungen haben die „Botschafter“ nicht.

Lee setzt außerdem auf Siemens-interne Netzwerke, etwa die „Global Leadership Organization for Women“, in der Managerinnen Frauen innerhalb des Konzerns fördern sollen. Ein zweites Netzwerk soll Nachwuchskräfte aus Brasilien, China, Indien und Russland zusammenbringen. sun

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