Die Krise frisst die Rente auf
MÜNCHEN/MANNHEIM - Weil die Löhne in der Wirtschaftsflaute nicht so stark steigen, schrumpft auch die gesetzliche Rente für die Arbeitnehmer. Das kann bis zu knapp 200 Euro im Monat ausmachen, zeigt eine Studie
Die Wirtschaftskrise lässt die Gewinne der Firmen schrumpfen und kostet Hundertausende ihren Job. Jetzt zeigt eine neue Studie: Sie wird auch an der gesetzlichen Rente der Arbeitnehmer nicht spurlos vorübergehen. Das Mannheimer Institut Ökonomie und Demographischer Wandel (MEA) des Rentenexperten Axel Börsch-Supan hat ausgerechnet: Die zu erwartende gesetzliche Rente wird langfristig wegen der Krise um bis zu 7,8 Prozent geringer ausfallen.
Warum schrumpft die Rente? Weil die Rentenhöhe an die Löhne gekoppelt ist. Die Löhne steigen aber wegen der Krise nicht so stark, wie ursprünglich in den Rentenberechnungen angenommen. Daher fällt die Rente geringer aus. „Es entsteht eine Lücke bei der Rentenhöhe, die nicht aufzuholen ist“, so Martin Gasche vom MEA. Die Lohneinbußen sorgen demnach langfristig für geringere Rentenzahlungen.
Wieviel Rente gibt es weniger? Das hängt zum einen davon ab, wann man in Rente geht. Zum anderen davon, wie stark die Lohneinbußen ausfallen. Das MEA hat verschiedene Szenarien berechnet. Im wahrscheinlichsten Fall sinken die Löhne 2009 um 2,3 Prozent, 2010 bleiben sie konstant, 2011 nehmen sie leicht zu. Für die Rentenhöhe heißt das: Ein Durchschnittsverdiener mit 45 Beitragsjahren, der 2015 in Rente geht – der so genannte Standardrentner –, bekommt monatlich 1224 Euro. Das sind 92 Euro weniger, als wenn es die Krise nicht gegeben hätte.
Wer 2040 in Rente geht (Jahrgang 1973), hat monatlich 194 Euro weniger, als er vor der Krise erwarten konnte – ein Minus von 7,8 Prozent (siehe Tabelle). Im optimistischeren Szenario bleiben die Löhne 2009 und 2010 konstant, 2011 steigen sie leicht. Dann ist der Rentenverlust zwar geringer - aber noch immer deutlich. Wer 2015 in Rente geht hat 80 Euro weniger im Monat. Bei Renteneintritt 2040 sind es 140 Euro.
Was bringt die Rentengarantie? Relativ wenig. Sie dämpft den Verlust bis 2020 zwar etwas. Danach sinkt die Rente aber auf dasselbe Niveau wie ohne Rentengarantie. Der Grund: „Rentenkürzungen, die wegen der Garantie jetzt ausbleiben, werden in späteren Jahren nachgeholt – über geringere Steigerungen bei der Rente“, erläutert Experte Gasche.
Wie realistisch ist die Studie? Die Lohnentwicklung fürs wahrscheinliche Szenario stammt aus der Prognose der führenden Wirtschaftsinstitute. Dennoch hält die Deutsche Rentenversicherung sie für „unwahrscheinlich“. Auch die Bundesregierung kritisierte die Aussagen als „extrem pessimistisch“. Was für die Studie spricht: Sie gibt eine optimistische Variante an. Auch da sinkt die Rente deutlich.
aja
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