Die große Golf-Show

Ein oscarwürdiger Auftritt, Blitzlichtgewitter für die siebte Auflage des Erfolgsautos. Volkswagen- Chef Martin Winterkorn beschwört die Seele des ziemlich großen Kleinwagens
von  Rudolf Huber

Ein oscarwürdiger Auftritt, Blitzlichtgewitter für die siebte Auflage des Erfolgsautos. Volkswagen- Chef Martin Winterkorn beschwört die Seele des ziemlich großen Kleinwagens

Wolfsburg/Berlin Was VW-Chef Martin Winterkorn am Dienstagabend in der Berliner „Neuen Nationalgalerie“ veranstalten ließ, war fast schon oscarwürdig. Wichtige Menschen, eine knackige Choreografie, ein umjubelter Hauptdarsteller. Die klare Botschaft des Mr. VW bei der Weltpremiere des Golf VII: Die Erfolgsstory geht weiter. Und ein Ende ist definitiv nicht in Sicht.


Sieben Generationen Golf, sieben Modelle eines Autos, das eigentlich gar nichts wirklich Besonderes ist. Niedersächsische Ingenieurleistung, ein Design unter italienischer Leitung, keine Rekorde in Sachen Ressourcenschonung oder Platzangebot. Und trotzdem ein Seller seit 1974, als der erste Golf I vom Band rollte.


Was ist das Geheimnis des Kompakten aus Wolfsburg, der seit Jahrzehnten seiner Autoklasse den Namen gibt? Warum wurde das mal kantig, mal mollig und jetzt wieder kantig gezeichnete Fahrzeug inzwischen schon über 29 Millionen Mal gebaut?


Der Grund dafür ist wohl genau der beschriebene, typische Golf-Charakter. Er ist „das Auto – und mehr als das“, wie Winterkorn bei der Premiere anmerkte. Er repräsentiert die maximale Schnittmenge des Notwendigen und des Wünschenswerten in Sachen individuelle Mobilität: Mehr als einen Golf braucht man eigentlich wirklich nicht.
Und das gilt für den Studenten wie den Professor, die Hausfrau wie die Zahnarztgattin. Auch ein gebrauchter Golf ist kein Prekariats-Bekenntnis. Und ein Blick auf die Preisliste der im November debütierenden siebten Generation zeigt auch schnell die demokratische Legitimierung des Golf: Der Einstiegspreis liegt trotz mehr Leistung und besserer Ausstattung bei noch volkstümlichen 16<TH>975 Euro. Wenn’s etwas stärker und nobler sein darf, ist aber auch das Doppelte kein Problem.


„Wir haben es wieder geschafft“, sagt der VW-Chef zu seinem jüngsten Kind. Der Golf VII bringt wieder alle Attribute und Fähigkeiten mit, die die Marktbegleiter Opel Kadett/Astra oder Ford Focus seit Jahrzehnten auf die Plätze verweisen. Die Gefahr droht längst aus Fernost, genauer gesagt: aus Korea. Auch VW-Entwicklungschef Ulrich Hackenberg gibt offen zu, dass Hyundai und Kia kräftig aufgeholt haben. Aber er ist sicher: „Der Neue wird die Konkurrenz weiter auf Distanz halten.“


Für VW ist der Golf noch immer – wenn auch mit nachlassender Tendenz – das wichtigste Auto. Wenn sich der Golf schlecht verkauft, geht es VW schlecht. Als „Lebens- und Überlebensmodell“ des Konzerns hat Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch den Kompakt-Bestseller einmal bezeichnet. Den Golf VII betrachtete der Patriarch in der „Neuen Nationalgalerie“ mit erkennbarem Wohlgefallen. Und Vorstandschef Winterkorn kann sich durchaus auch noch einen Golf X vorstellen. Die Erfolgsstory geht weiter.

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