Die globale Schande

Feigheit vor dem Problem – Cancun bietet ein Bild des Jammers: Matthias Maus, AZ-Chefreporter, über die Klimakonferenz
von  Abendzeitung
Matthias Maus, Chefreporter der AZ.
Matthias Maus, Chefreporter der AZ. © Ronald Zimmermann

Feigheit vor dem Problem – Cancun bietet ein Bild des Jammers: Matthias Maus, AZ-Chefreporter, über die Klimakonferenz

Mit dem Thema Klimawandel geht die Welt um wie die Dorfgemeinde mit einer Bußpredigt. Alle sind am Ende alarmiert, für zwei Sekunden ungefähr – dann gehen sie zur Tagesordnung über. Auf dem Land ist das normal, beim Klima ist es eine globale Schande, und wir werden bitter dafür bezahlen.

In Cancun bietet sich ein Bild des Jammers. Bekannt waren die nationalen Egoismen der großen und der größer werdenden Sünder schon länger. Aber nirgends wird der Unwille zu handeln, Konsequenzen zu ziehen aus dem Offensichtlichen, schmerzlicher demonstriert als auf der Weltklimakonferenz.

Hinter der Hartleibigkeit, mit der sich nicht nur die USA und China gegen jede überprüfbare Maßnahme wehren, steckt Feigheit vor dem Problem. Diktaturen können sich diese Ignoranz leisten, weil sie auf ihr Volk nicht hören müssen. Demokratien führen Bürger über die Brisanz des Problems hinter Licht oder nehmen sie nicht ernst.

Der Anteil der Bürger, die weiter sind als die Politiker, wächst: Nicht nur in den Ländern, die vomUntergang im steigenden Meer bedroht sind. Deutsche Regierungspolitiker, die in Cancun den Stillstand beklagen, haben mit einer fundiert erklärten Umweltpolitik eine Chance. Sie können die Notwendigkeit auch unpopulärer Eingriffe erklären und damit überzeugend werden. Das gehört auch zum Berufsbild eines Politikers. Sonst sind sie überflüssig wie schlechte Prediger in leeren Kirchen.

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