Die Deutsch-Prüfung
Ein Deutscher sollte vor allem die deutsche Sprache beherrschen. Arno Makowsky über die Pläne des Innenministeriums für einen einheitlichen Einbürgerungstest.
Wann ist ein Deutscher ein Deutscher? Ist es hilfreich, um gutes Deutschsein zu dokumentieren, mit schwarz-rot-goldenen Fähnchen am Auto durch die Stadt zu brettern? Muss man wissen, wer das Golden Goal zum deutschen Sieg bei der Europameisterschaft 1996 geschossen hat?
Nein, das muss man natürlich nicht. Bei den Fragen zum „bundeseinheitlichen Einbürgerungstest“, der am 1. September eingeführt werden soll, geht es nicht um so profane Dinge wie Fußball. Sondern darum, welche Funktion die parlamentarische Opposition hat. Oder was „Strafmündigkeit“ bedeutet. Oder, ganz wichtig, was Willy Brandt mit seinem Kniefall im Warschauer Ghetto ausdrücken wollte.
Dabei sagen richtige oder falsche Antworten – egal ob Fußballwissen oder Staatsbürgerkunde – nichts darüber aus, ob jemand gut integriert ist oder das politische System unserer Republik kennt. Die richtigen Lösungen kann man auswendig lernen. Und die Frage nach dem Kniefall würde vermutlich die Hälfte der Deutschen nicht beantworten können.
Wozu also dieser überflüssige Test? Bereits im Jahr 2006 wollte Hessen eine ähnliche Prüfung einführen – was damals zurecht als spießige Bildungshuberei kritisiert wurde. Diese Debatte brauchen wir nicht noch einmal. Wer Deutscher werden will, muss vor allem eines beherrschen: die deutsche Sprache. Ob er in dieser Sprache politische Seminare abhält oder Fußball-Lieder grölt, ist nicht so wichtig. Das darf man in Deutschland glücklicherweise beides.
Der Autor ist Chefredakteur der Abendzeitung
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