Die Chance der G20
Die Rettung könnte zumindest angeschoben werden. Georg Thanscheidt über die Herausforderungen des Finanzgipfels.
Der Karren steckt tief im Dreck – jetzt bemüht sich die Weltgemeinschaft, zumindest die Räder freizuschaufeln. Der Weltfinanzgipfel in Washington steht vor gewaltigen Aufgaben – und die Europäische Union tut gut daran, auf ein klares Mandat, einen festgelegten Zeitplan und eine wichtige Rolle des Internationalen Währungsfonds zu dringen.
Wie die Zusammenkunft in Bretton Woods, in der 1944 die Grundlagen des Finanzsystems der Nachkriegszeit festgelegt wurden, wird auch dieser Finanzgipfel in die Geschichte eingehen. Sicherlich nicht als das Treffen, auf dem der gordische Kreditkrisen-Knoten durchschlagen wurde. Aber vielleicht als der Gipfel, der den Rettungsprozess vor der Welt- Rezession angestoßen hat.
Anders als vor mehr als 60 Jahren sind es heute nicht mehr allein die Amerikaner, die das Weltwirtschaftssystem nach ihren Regeln formen. Sondern auch ein relativ geeintes Europa und wirtschaftlich erstarkte Länder wie China oder Indien. Dass das Reich der Mitte mit 460 Milliarden Euro fast genau so viel Geld in die Rettung des Finanzsystems investiert wie Deutschland und nur 240 Milliarden weniger als die USA, ist ein Zeichen dafür, welchen Anspruch China inWashington – zu Recht – erheben kann und wird.
Staaten wie China oder Indien wird es leichter fallen, das Ende des Nachtwächterstaates zu fordern. Länder wie Deutschland oder Spanien werden sich für eine stärkere Kontrolle der Banken stark machen. Allein das zeigt, dass eine neue, multipolare Weltordnung auch Chancen zur Bewältigung der Krise bietet.
Der Autor ist stellvertretender Chefredakteur der Abendzeitung