Deutschlands Exporte sinken

Das Klima für die exportorientierte deutsche Wirtschaft ist rauer geworden. Zwar ist «Made in Germany» weiter gefragt. Doch es gibt deutliche Bremsspuren.
dpa |
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Container stehen auf einem Terminal im Hafen.
Daniel Bockwoldt/dpa Container stehen auf einem Terminal im Hafen.

Wiesbaden - Die Abkühlung der Weltkonjunktur und internationale Handelskonflikte hinterlassen Spuren in der Februar-Bilanz der deutschen Exportwirtschaft.

Die Ausfuhren "Made in Germany" stiegen gegenüber dem Vorjahresmonat zwar um 3,9 Prozent auf einen Warenwert von 108,8 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. Von Januar auf Februar 2019 sanken die Ausfuhren aber um 1,3 Prozent. Das war der stärkste Rückgang binnen Monatsfrist seit einem Jahr.

Die Weltwirtschaft sei in einer kritischen Situation, der sich auch der deutsche Außenhandel nicht entziehen könne, argumentierte der Außenhandelsverband BGA. "Die Ungewissheit aufgrund der vielen ungelösten Konflikte schlägt sich in den Auftragsbüchern nieder", erläuterte BGA-Präsident Holger Bingmann.

Die Beilegung des Handelskonfliktes zwischen den USA und China sei weiter offen. Auch das Damoklesschwert der US-Strafzölle auf Autos sowie unmittelbarer EU-Gegenmaßnahmen hänge nach wie vor über den Unternehmen. "Zudem sorgt das immer wieder verschobene Ausscheiden des Vereinigten Königreichs aus der EU für Irritationen."

Ähnlich argumentierte auch Carsten Brzeski, ING-Chefökonom für Deutschland: "Es gibt einfach zu viele Krisen im Welthandel, als dass sich der deutsche Exportsektor allen gleichzeitig widersetzen könnte."

Dazu passt auch, dass im Februar der Auftragseingang für die deutsche Industrie im Monatsvergleich um 4,2 Prozent eingebrochen war, wie die Wiesbadener Behörde jüngst mitteilte. Das war der stärkste Dämpfer seit mehr als zwei Jahren. Ausschlaggebend war ein starker Rückgang der Nachfrage nach deutschen Produkten aus dem Ausland.

Die Metall- und Elektroindustrie berichtete auf Anfrage von einem Auftragsrückgang im Februar von 8,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Dabei brachen die Bestellungen aus dem Ausland um 14 Prozent ein. "Die exportstarken Unternehmen unserer Branchen trifft die negative Tendenz insbesondere im Auslandsgeschäft besonders hart. Sie spüren bereits die Auswirkungen einer deutlichen Abkühlung der Konjunktur", erläuterte Michael Stahl, Chefvolkswirt des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall.

Die Chefin des Internationalen Währungsfonds, Christine Lagarde, hatte jüngst gewarnt, die globale Konjunktur sei an einem "heiklen Punkt" angekommen. "Handelsschranken sind nicht die Antwort", sagte die Französin und fügte hinzu: "Niemand ist Sieger in einem Handelskrieg."

Nach Einschätzung der Welthandelsorganisation (WTO) wird der Welthandel "2019 und 2020 weiter starken Gegenwind spüren, nachdem er bereits 2018 aufgrund steigender handelspolitischer Spannungen und erhöhter wirtschaftlicher Ungewissheiten weniger stark als erwartet gewachsen ist", wie es in einem WTO-Bericht heißt. Die Organisation erwartet ein Wachstum des globalen Handelsvolumens von 2,6 Prozent, nach einem Plus von drei Prozent im vergangenen Jahr.

Der Außenhandelsverband BGA rechnete zuletzt trotz aller Belastungen mit einem Exportrekord im laufenden Jahr. Demnach sollen die Ausfuhren um bis zu 3,0 Prozent wachsen. Das wäre in etwa so viel wie 2018, aber deutlich weniger als im Jahr zuvor (plus 6,2 Prozent).

Größter Markt für "Made in Germany" ist die Europäischen Union (EU). Dorthin gingen im Februar Waren im Wert von 65,7 Milliarden Euro. Das waren 3,8 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Die Ausfuhren in Länder außerhalb der EU erhöhten sich um 4,1 Prozent auf 43,1 Milliarden Euro.

Die Importe lagen mit insgesamt 90,9 Milliarden Euro um 5,1 Prozent höher als im Februar 2018 und um 1,6 Prozent niedriger als im Januar.

In den ersten zwei Monaten stiegen die Ausfuhren insgesamt um 2,8 Prozent auf 217,7 Milliarden Euro. Die Einfuhren legten deutlich stärker um 5,0 Prozent auf 185,2 Milliarden Euro zu. Setzt sich dieser Trend fort, dürften im ersten Quartal vom Außenhandel keine Impulse für das Wirtschaftswachstum Deutschlands ausgegangen sein.

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