Deutschland reißt EU-Konjunktur in den Keller
Im Eurogebiet ist die Wirtschaft seit Jahresbeginn so stark geschrumpft wie nie zuvor. Am stärksten sind die Einbrüche in Osteuropa. Von jetzt an, hoffen Experten, kann es eigentlich nur noch aufwärts gehen.
Im ersten Vierteljahr verringerte sich das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Vergleich zu den drei Vormonaten um 2,5 Prozent, teilte die europäische Statistikbehörde Eurostat am Freitag in Luxemburg in einer ersten Schätzung mit. Dies ist der größte Rückgang seit Beginn der Berechnungen für die Eurozone bei Eurostat 1995. Der Euro wurde Anfang 1999 eingeführt.
Grund für den Einbruch ist die schlimmste Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg, die Europa fest im Griff hat. In der gesamten EU mit 27 Staaten betrug das Minus ebenfalls 2,5 Prozent. In Deutschland fiel der Rückgang laut den EU-Chefstatistikern mit minus 3,8 Prozent sehr deutlich aus. Ein Grund dafür ist nach früheren Angaben der EU-Kommission die Exportabhängigkeit der größten Volkswirtschaft Europas. Den Rekord halten die Slowakei und Lettland mit minus 11,2 Prozent. Die EU-Kommission hatte für die Eurozone bereits einen Rückgang von über zwei Prozent vorhergesagt. Für das Gesamtjahr nehmen die EU-Währungshüter an, dass die Wirtschaft sowohl in der Eurozone als auch in der EU um 4 Prozent schrumpft. Im Vorjahresvergleich ergab sich laut Eurostat im ersten Quartal ein Rückgang in der Eurozone von 4,6 Prozent, in der EU von 4,4 Prozent. Der Vorquartalswert betrug für beide Gebiete minus 1,4 Prozent.
Talsohle erreicht
Mit dem Einbruch im ersten Quartal dürfte nach Einschätzung von Experten die Talsohle der Rezession in den europäischen Volkswirtschaften erreicht worden sein. Die jüngsten Stimmungsindikatoren aus dem Euroraum würden Hoffnung machen, dass der Höhepunkt der Krise überwunden sei, heißt es in einer Stellungnahme der Postbank. Im zweiten und dritten Quartal sei aber nicht mit einer nennenswerten Erholung der Konjunktur zu rechnen. Bestenfalls sei eine schwarze Null zu erwarten, bevor die geld- und fiskalpolitischen Impulse gegen Jahresende endlich wieder für Wachstumsraten im positiven Bereich sorgen sollten. (dpa-AFX)