Deutsche Telekom: Die nächste Datenpanne
Die Probleme bei der Telekom reißen nicht ab. Der Spitzelskandal bei der Deutschen Telekom ist noch nicht lange her, schon kommt die nächste Datenpanne: Jetzt sind offenbar hunderttausende Kundendaten ins Ausland gelangt. Datenschützer fordern nun Aufklärung.
MÜNCHEN/BONN Erst der Spitzelskandal bei der Deutschen Telekom. Dann konnte man Telekom-Datensätze im Internet einsehen. Jetzt sind offenbar die Daten hunderttausender Telekom-Kunden über dubiose Kanäle ins Ausland gelangt – vor allem in die Türkei.
Die Telekom kriegt ihre Datenprobleme nicht in den Griff Der Bundesbeauftragte für Datenschutz forderte den Konzern gestern auf, den jüngsten Fall aufzuklären. „Wir wollen wissen, wie das Ganze vor sich gegangen ist“, sagte Dietmar Müller der AZ, Sprecher der Datenschutzbehörde.
Wie sind die Daten ins Ausland gelangt? Um Telefon-Verträge zu verkaufen, beauftragt die Telekom externe Partner. Einige von ihnen haben wohl Adressen und Kontodaten an Subunternehmer weitergegeben – auch an Call-Center in der Türkei. Die verkauften ihrerseits Telekom-Verträge an Kunden in Deutschland. Die Verträge wurden dann offiziell bei der Telekom eingereicht und dafür Provisionen kassiert. Die Telekom hat gegen die Vertriebspartner Strafanzeige gestellt.
Was ist mit den Daten passiert? Sie wurden wohl in erster Linie benutzt, um neue Telekom-Verträge anzubahnen. Es lässt aber nicht ausschließen, dass damit weiterer Missbrauch getrieben wird. Bei Kontodaten ist das besonders heikel. Betrüger könnten Geld von Konten abbuchen. „Betroffene sollten ihr Konto regelmäßig auf unerlaubte Abbuchungen prüfen“, sagt Datenschutz-Experte Müller.
Wie erfahre ich, ob ich betroffen bin? „Kunden können von der Telekom Auskunft darüber verlangen, ob sie zu den Betroffenen gehören“, sagt Müller. Allerdings kennt die Telekom wohl selbst das Ausmaß der Datenweitergabe nicht. „Noch ist unklar, in welchem Umfang Telekom-Daten missbraucht wurden“, räumte ein Konzernsprecher gegenüber der AZ ein. Die Datenschutzbehörde hat die Telekom aufgefordert, die Kunden von sich aus darüber zu informieren, ob ihre Daten dabei sind. aja
