Deutsche sparen viel, aber meist ohne Plan

Sicherheit vor Rendite: Warum trotz theoretischem Wissen über Aktien und Fonds viele auf klassische Sparformen setzen.
von  dpa
Die Deutschen sind berühmt für ihre Sparsamkeit. Anleger in anderen Ländern machen aber mehr aus ihrem Geld. (Symbolbild)
Die Deutschen sind berühmt für ihre Sparsamkeit. Anleger in anderen Ländern machen aber mehr aus ihrem Geld. (Symbolbild) © Oliver Berg/dpa/dpa-tmn

Bei kaum einem Thema sind sich die Deutschen so einig wie beim Sparen: Drei Viertel (76 Prozent) halten es für wichtig, regelmäßig Geld zurückzulegen, wie die jüngste Auflage des jährlichen "Vermögensbarometers" des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) ergab. Allerdings zeigt die Umfrage, an der sich im Juli bundesweit 4.800 Menschen ab 16 Jahren beteiligten: Die meisten sparen eher planlos und ohne große Strategie. 

Knapp vier von zehn Befragten (38 Prozent) sparen oder investieren eher spontan, 29 Prozent machen sich über das Thema Vermögensaufbau derzeit überhaupt keine Gedanken. Ein Drittel (33 Prozent) verfolgt nach eigenen Angaben einen Plan und setzt gezielt Spar- und/oder Anlagestrategien bei der Geldanlage um.

Lückenhaftes Finanzwissen

Ein Problem nach Einschätzung des Sparkassenverbandes: Mangelndes Finanzwissen. Wie berechnet sich ein Zinseszins? Was ist eigentlich Inflation? Und was bedeutet es, Geld diversifiziert anzulegen? Viele Bürger haben bei der Beantwortung solcher Fragen Schwierigkeiten. Gerade mal gut ein Drittel der Befragten schätzt im DGSV-"Vermögensbarometer" das eigene Finanzwissen als "sehr gut" oder "gut" ein. "Wenn es um Geld und Finanzen geht, bleiben die Wissenslücken erschreckend groß", so das Fazit des DSGV.

Vorsicht statt Rendite

In der Folge geht beim Vermögensaufbau die Mehrheit der Befragten (51 Prozent) auf Nummer sicher und nimmt dafür in Kauf, dass sich das Ersparte nicht so üppig mehrt. Tagesgeld, Festgeld, Sparbuch sind - auch in anderen Erhebungen - regelmäßig die mit Abstand beliebtesten Anlageformen der Menschen hierzulande. Und das, obwohl vielen Menschen theoretisch klar ist, dass Aktien (Zustimmung 22 Prozent), ETFs (19 Prozent) oder Investmentfonds (17 Prozent) gut für den Vermögensaufbau geeignet sind.

Gerade einmal 28 Prozent der Menschen in Deutschland besitzen der DSGV-Erhebung zufolge aktuell Wertpapiere, mehr als die Hälfte hatte noch nie ein Depot. "Das Potenzial ist groß, aber zwischen Einsicht und Handeln liegt oft noch eine Lücke", sagt DSGV-Präsident Ulrich Reuter. "Wir müssen den Menschen klarmachen: Bei Wertpapieren geht es nicht um Spekulation, sondern um Teilhabe am gesamtwirtschaftlichen Wertzuwachs."

Die größten Hürden bei Aktien: 35 Prozent sagen, sie könnten die Risiken nicht einschätzen, 29 Prozent haben Angst, ihr Geld zu verlieren, wenn sie an der Börse investieren. Ein Viertel der Befragten findet die Kapitalmärkte schwer zu durchschauen und hält sich deshalb dort lieber zurück. Der größte Wunsch der Börsenskeptiker: ein einfach erklärtes Einstiegsprodukt.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.