Deutsche Milliardärsfamilie bläst Angebot für Avon ab
Die deutsche Milliardärsfamilie Reimann hat ihr Angebot für den US-Kosmetikkonzern Avon zurückgezogen.
New York - Nachdem Avon sich zwei Monate lang vor Gesprächen gedrückt habe, sei es Zeit, andere Möglichkeiten zu verfolgen, hieß es in einem veröffentlichten Brief an das Avon-Management.
Der öffentlichkeitsscheue Clan aus dem Rhein-Neckar-Raum hatte am vergangenen Donnerstag das Angebot von 10 auf rund 10,7 Milliarden Dollar erhöht und Avon eine Frist bis Montag gesetzt. Die Amerikaner wollten noch eine Woche mehr haben. Da machte die Reimann-Firma Coty, über die der Übernahmeversuch lief, nicht mehr mit. Avon habe sich so wenig kooperativ gezeigt, "dass wir glauben, dass Sie weiterhin unwillig sind, ein freundliches, ausgehandeltes Zusammengehen zu einem vernünftigen Zeitplan zu prüfen", schrieb Coty-Verwaltungsratschef Bart Becht.
"Während wir enttäuscht sind, wünschen wir Ihnen Erfolg bei ihrer Strategie, die Wende im Alleingang zu schaffen", hieß es zum Abschluss des Briefs leicht süffisant. Der erfolgsverwöhnte Kosmetik-Direktvertrieb Avon litt zuletzt unter rückläufigen Verkäufen und einem Gewinneinbruch. Gerade erst hat die Chefin gewechselt: Auf die langjährige Nummer eins Andrea Jung folgte Mitte April Sherilyn McCoy. Überdies machen dem Unternehmen Bestechungsvorwürfe zu schaffen.
Die Reimanns meinten es ernst. Zum einen haben sie einen großen Anteil an Reckitt Benckiser versilbert, um ihre Kasse aufzufüllen. Für etwa 4,9 Prozent an dem in London börsennotierten Konsumgüterkonzern kassierten sie 1,2 Milliarden Pfund (1,4 Mrd Euro). Den Reimanns verbleiben an Reckitt Benckiser nun noch 10,5 Prozent. Zum anderen hatten sie sich die Unterstützung des Starinvestors Warren Buffett gesichert.
Avon argumentiert lange, die Offerte sei zu niedrig. Zuletzt war das Angebot auf 24,75 Dollar je Aktie erhöht worden. Davor waren es 23,25 Dollar und eigentlich hatten die Reimanns sogar nur 22,25 Dollar zahlen wollen, wie vor kurzem bekannt wurde.