Der Wald stirbt für Pizza

Schokoriegel, Eis oder Lippenstift: Palmöl ist ein begehrter Rohstoff. Für seine Erzeugung wird Regenwald abgeholzt. Nun wollen deutsche Unternehmen auf Nachhaltigkeit umstellen
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Schokoriegel, Eis oder Lippenstift: Palmöl ist ein begehrter Rohstoff. Für seine Erzeugung wird Regenwald abgeholzt. Nun wollen deutsche Unternehmen auf Nachhaltigkeit umstellen

BERLIN Dieses YouTube-Video der Umweltschutzorganisation Greenpeace ist ein Schocker: Der Büroangestellte ist müde. Gedankenverloren schiebt er sich einen Schokoriegel in den Mund, plötzlich spritzt Blut auf die Tastatur. Die KitKat-Stange entpuppt sich als angetrockneter Affenfinger. Für das Palmöl, das in der Schokolade enthalten ist, wird wertvoller Regenwald abgeholzt.

Es sind drastische Bilder, die allerdings Erfolg hatten: KitKat-Produzent Nestlé hat inzwischen versprochen, nur noch nachhaltig hergestelltes Palmöl zu verwenden. Nun folgen deutsche Unternehmen wie Henkel und Rewe. Auch sie wollen künftig zertifiziertes Palmöl verwenden und ihre Produktion und Lieferketten entsprechend umbauen. Mitte Mai haben sich auf Initiative von Unilever, Henkel und Rewe, der Umweltschutzorganisation WWF und der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) Vertreter fast aller großen deutschen Handelsunternehmen in Berlin getroffen, um die Umstellung in Deutschland, der Schweiz und Österreich zu fördern. „Wir wollen den gesamten Sektor von der kleinen Fabrik bis zum großen Produzenten mitnehmen und am Ende die Nachfrage von nachhaltigem Palmöl maximieren”, sagt Ludger Beloh, Leiter des strategischen Einkaufs der Rewe-Gruppe.

Palmöl steckt in der Fertigpizza, im Speiseeis, in Keksen, im Lippenstift oder im Tank und ist einer der meistgefragten Rohstoffe der Welt. Das Problem dabei: Die meisten Palmölplantagen werden auf gerodeten Regenwald- oder Torfmoorflächen angelegt. Sie zerstören also nicht nur die Artenvielfalt, sondern treiben auch den Klimawandel voran. Der Verbraucher weiß davon nichts – er liest auf der Verpackung nur „pflanzliches Öl”. Im Herbst wollen die Teilnehmer des Kongresses ein „Forum für nachhaltiges Palmöl” gründen, das auf den internationalen „Runden Tisch für nachhaltiges Palmöl” (RSPO), der den Rohstoff zertifiziert, Einfluss nehmen will. Umweltschützer werfen dieser 500 Mitglieder starken Organisation – zu der auch Bahlsen, Bayer oder Haribo gehören – zu lasches Handeln vor. Zahlreiche Mitglieder seien Palmölproduzenten, die gar nicht oder nur in geringem Maße nachhaltig arbeiteten. So sei der Anbau auf Torfflächen, die besonders viel Kohlendioxid speichern, noch erlaubt, sagt Martina Fleckenstein vom WWF.

Vor allem in Indonesien und Malaysia werden jährlich Hundertausende Hektar Regenwald gerodet. Auch in Thailand, Brasilien, Kolumbien, Nigeria, Liberia oder Uganda gibt es immer mehr Palmölplantagen. Ihr Ertrag ist weltweit gefragt: Von insgesamt 51 Millionen Tonnen Palmöl und Palmkernöl wurden 2010 in Deutschland 1,3 Millionen Tonnen verwendet. Der Schwenk von konventionellem hin zu nachhaltig produziertem Palmöl habe natürlich mit dem Image eines Unternehmens zu tun, so Fleckenstein. Doch immerhin: Im Fall von Deutschland könne die Umstellung eine „enorme Signalwirkung” haben.

Allein die Handelskette Rewe braucht im Jahr etwa 10000 Tonnen Palmöl. Nun hat der Konzern von den Herstellern seiner Eigenmarken verlangt, dass sie bis Ende 2011 zeigen können, wie sie nur noch nachhaltig hergestelltes Palmöl verwenden können. Die Produzenten in Asien müssen ihre Betriebe also umstellen. Entweder sie verwenden künftig getrennte Produktionssysteme für nachhaltig und konventionell produziertes Öl. Oder sie stellen ihre Produktion komplett auf nachhaltiges Palmöl um.

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